Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

03. Mai 2024

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Nuklearmediziner um Zukunft besorgt

Nuklearmediziner um Zukunft besorgtEPA

Die Nuklearmediziner schlagen Alarm: Der Ausfall der veralteten Reaktoren hat europaweit einen Radioisotop-Mangel ausgelöst. Der Versorgungsengpass bedroht akut die Gesundheit Tausender Tumorpatienten.

Überall in Europa gibt es seit Monaten Engpässe bei der nuklearmedizinischen Versorgung. Grund ist der annähernd zeitgleiche Ausfall der Reaktoren, die Molybdän-99 erzeugen. Davon gibt es weltweit nur fünf Anlagen. Der für Europa wichtigste Reaktor im niederländischen Petten ist nach einem Leck im Kühlsystem nicht wieder in Betrieb genommen worden.
Auch die beiden anderen europäischen Reaktoren in Belgien und Frankreich, die Isotope für die nuklearmedizinischen Zentren produzieren, waren zeitweilig wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb. Außerhalb Europas gibt es noch Reaktoren in Kanada und Südafrika. Der Forschungsreaktor im deutschen Jülich, der ebenfalls Molybdän-99 erzeugen konnte, wurde bereits 2006 abgeschaltet.
Von den Nuklearmedizinern dringend für die Untersuchungen benötigt wird eigentlich Technetium-99m, das als Zerfallsprodukt des wiederum bei der Spaltung von Uran anfallenden Molybdän-99 entsteht. Die Gammastrahlung, die das in den Körper eingeschleuste Technetium-99m aussendet – diese Untersuchung wird als Szintigrafie bezeichnet –, kann gemessen werden und gibt dann Hinweise auf die Durchblutung von Organen oder auf Entzündungsherde oder Tumore. Die Bedeutung der nuklearmedizinischen Diagnostik insgesamt ist unbestritten sehr groß. Untersuchungen vor und während Brustkrebsoperationen, bei Chemotherapien, vor und nach Transplantationen, zur Vorbereitung bei Herzoperationen und bei der Diagnostik und Behandlung von Tumoren werden von den Nuklearmedizinern durchgeführt.
Für einen erheblichen Teil der Patienten bedeutet der Versorgungsengpass eine akute Gefahr für ihre Gesundheit. Besonders bei schnell wachsenden Tumoren kann eine fehlende Therapiemöglichkeit lebensbedrohend sein.
Im Februar und Mai sei wegen neuerlicher Wartungs-arbeiten an den Reaktoren wieder mit einer Verschärfung der Situation zu rechnen, warnte jetzt die deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin. Der aktuelle Notstand in der Nuklearmedizin – viele Szintigrafien fallen ganz aus oder werden verschoben – hat auch die Politik alarmiert. Die Gesundheitsminister der EU-Länder haben das Beratergremium für Krisensituationen einberufen.

Garching als Lösung
Eine Lösung wäre die Nutzung der Forschungsneutronenquelle in Garching. Betreiber ist die Technische Universität (TU) München, Eigentümer das Landes Bayern. Winfried Petry, wissenschaftlicher Direktor in Garching, sagte im Gespräch mit economy, die Forschungsneutronenquelle sei eine moderne Anlage, die bereits andere Isotope für medizinische Zwecke produziere. Der Reaktor müsse nur um eine Einheit zur Erzeugung von Molybdän-99 ergänzt werden. Dann könne Europa zu großen Teilen von Garching aus versorgt werden. Der Finanzierungsbedarf betrage fünf Mio. Euro. Eine Anpassung sei zügig möglich. Der Bau eines gänzlich neuen Kernreaktors würde 400 Mio. Euro kosten und mindestens zehn Jahre dauern. Eine Herstellung von Molybdän-99 durch Elektronenbeschleunigung, wie Thomas Ruth vom kanadischen Labor für Partikel- und Nuklearphysik in Vancouver in der Zeitschrift Nature vorschlägt, hält Petry weder wissenschaftlich noch ökonomisch für sinnvoll.
Handeln ist jedenfalls dringend angesagt, warnen die Nuklearmediziner. „Da die Reaktoren aus den 1950er und 1960er Jahren stammen, wird aus derzeitiger Sicht der letzte 2015 abgeschaltet werden müssen“, betont Markus Mitterhauser vom Wiener AKH.
In vielen Fällen sei auch ein Ausweichen auf eine moderne, weitere Untersuchungsmethode, die PET-CT (Positronen-Emissions-Tomografie in Kombination mit Computertomografie), ein durchaus möglicher Ausweg aus der Krise, meint Mitterhauser. Während die CT eine rein topografisch-anatomische Information vermittelt, gibt die PET über funktionelle Strukturen (zum Beispiel aktives Tumor-Gewebe) Auskunft. Vereinfacht ausgedrückt weiß die CT, „dass da etwas sein muss“, während die PET zeigt, „was da ist“.
In Kombination eingesetzt, kann in einer einzigen Untersuchung ermittelt werden, wo exakt ein Tumor sitzt oder sich eine Lymphknotenmetastase befindet. „Dadurch sehen wir sofort, ob der Patient durch eine Operation geheilt werden kann“, schwärmt Primar Alexan-der Becherer vom Landeskrankenhaus (LKH) Feldkirch.
Die noch junge PET-CT – das erste Gerät weltweit kam 2001 auf den Markt, in Österreich bot als Erstes das PET-CT-Zentrum Linz am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern im Jänner 2003 die Untersuchung an – findet immer mehr Anklang und wird von einer steigenden Zahl von medizinischen Fächern in Anspruch genommen, etwa in der Chirurgie (Indikationsstellung und Operationsplanung), der Dermatologie (Aufspüren von Melanomgeweben), der Pulmologie (Lungenkrebs), der Radiotherapie (Zielbestimmung und Erfolgskontrolle) sowie der generell der Onkologie, also Krebsforschung (Therapiekontrolle).

Kritik an Krankenkassen
„Nicht mitgemacht haben diesen Entwicklungsschub allerdings die Sozialversicherungsträger“, kritisiert Christian Pirich, Vostand der Universitätsklinik für Nuklearmedizin am LKH Salzburg. „Es ist ein Paradoxon, dass die Geräte von den Spitalserhaltern gekauft werden müssen und die Untersuchungen nicht bezahlt werden, es gibt keinerlei Refunding dafür“, poltert Pirich und fährt fort: Es werde nicht verstanden, „wie sehr die PET-CT sinnlose Operationen vermeidet, onkologische Therapien durch verfeinerte Therapiekontrolle und -abstimmung erfolgreicher macht oder die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von Tumoren ermöglicht.“ 
Pirich fordert daher ein „rasches und zukunftsorientiertes Umdenken zum Nutzen der Patienten“.
Die PET-CT ist ein entscheidender Fortschritt in der Onkologie, darüber sind sich die Mediziner einig. „Die PET-CT ist allerdings keine neue diagnostische Wundermethode, die alle anderen Untersuchungen überflüssig werden lässt“, betont Markus Raderer vom Wiener AKH und Spezialist für maligne Lymphome (bösartige Erkrankungen bei Lymphknoten, Rachenmandeln, Milz und Knochenmark). Es sei wichtig, dass nicht jeder Patient unkritisch die PET-CT durchläuft, „wenn andere Methoden gleich gut oder sogar besser sind“, stellt Raderer klar. Die PET-CT könne jedenfalls keinesfalls die konventionelle Überprüfung von Gewebeproben ersetzen, sagt der Wiener Mediziner.

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Economy Ausgabe 70-03-2009, 26.02.2009
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 03.05.2024
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Ohne Bargeld durch die Welt

Ohne Bargeld durch die WeltFotolia.com

Thomas Grabner: „Es gibt allgemein einen starken Trend zum bargeldlosen Bezahlen. Zum Vergleich: In den USA werden schon seit ein paar Jahren mehr als 50 Prozent aller Umsätze, also nicht nur im Internet, bargeldlos bezahlt. In Österreich liegen wir noch unter 20 Prozent“, erklärt der Geschäftsführer von Qenta.
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<strong>economy: Welche Bedeutung hat E-Payment im Internet in Österreich bereits? </strong>
Thomas Grabner: Wir gehen von einem gesamten Einzelhandels-umsatz im Internet von rund 740 Mio. Euro aus. Die Hälfte davon sind echte E-Payment-Zahlungen. Allerdings wächst der „Markt“ für echtes E-Payment um 20 bis 25 Prozent pro Jahr und damit wesentlich stärker als der Gesamtmarkt, denn im Internet werden aufgrund der aufgeschlossenen Benutzer herkömmliche Zahlungsmethoden schnell durch zeitgemäße ersetzt.

<strong>Wenn Sie von „echtem“ E-Payment sprechen, wie definieren Sie das?</strong>
Es gibt noch immer genug Anwendungen im Internet, wo Sie in einem Webshop zwar eine Kreditkartennummer eingeben, der Shop-Betreiber Ihre Bestellung dann aber per E-Mail erhält und per Fax an das Kreditkarteninstitut schickt. Nicht dazu zählen wir auch Zahlungen über Terminals, mittels Datenträger-austausch oder zeitverzögerter Datenübermittlung. Echtes E-Payment läuft tat-sächlich internetbasiert ab, wobei die eingegebenen Daten in Echtzeit überprüft werden. Es geht darum, dass technische Protokolle zur Datenübertragung im Internet durchgängig zum Einsatz kommen. Und last not least wird die Transaktion über einen Payment Service Provider abgewickelt, der als Mittler zwischen einem Unternehmen und einer Kreditkartengesellschaft fungiert.

<strong>Zählen Sie auch eps, den E-Payment-Standard, dazu?</strong>
Ja, das zählt auch dazu. eps ist nach Visa und Mastercard bereits das wichtigste nationale elektronische Zahlungsmittel. Damit können auch Kunden, die keine Kreditkarte besitzen, im Internet elektronisch be-zahlen. Dieser von den meisten österreichischen Banken unterstützte Standard baut auf dem Überweisungsverfahren des Online-Bankings auf. Wenn ein Händler im Internet diese Zahlungsform anbietet, erscheint eine Eingabemaske, wie Sie sie vom Online-Banking Ihrer Hausbank kennen, in die Sie Ihre Verfügerdaten eingeben und damit die Überweisung von Ihrem Bankkonto aus durchführen können.

<strong>Welche Entwicklung sehen Sie für das E-Payment in der nahen Zukunft?</strong>
Es gibt allgemein einen starken Trend zum bargeldlosen Bezahlen. Zum Vergleich: In den USA werden schon seit ein paar Jahren mehr als 50 Prozent aller Umsätze, also nicht nur im Internet, bargeldlos bezahlt. In Österreich liegen wir noch unter 20 Prozent. Vor allem bei Kleinbeträgen wird es durch die Mastercard-Pay-Pass- und Visa-Pay-Wave-Terminals eine kleine Revolution geben. Die Kreditkarte wird dabei nicht mehr in ein Terminal eingeführt, sondern nur kurz an ein Lesegerät gehalten; ein in die Karte integrierter Spezial-Chip überträgt die Kartendaten dann per Funk. Damit können kleine Beträge, wie sie in Trafiken, im Kino oder in einem Lokal üblich sind, wesentlich schneller als mit Bargeld bezahlt werden, denn die Bezahl-Transaktion dauert weniger als eine Sekunde.

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Economy Ausgabe 66-11-2008, 21.01.2009

Kartengeschenk

KartengeschenkPayLife

Plastikgeld für individuelle Wünsche.

Verpackungsdesign wählen, Guthaben festlegen und fertig! Die Prepaid-Mastercard-Geschenkkarte ist gleichsam ein Gutschein der etwas anderen Art, denn schließlich entscheidet der Beschenkte, was er sich dafür leisten will. Bezahlen kann man mit der Prepaid-Mastercard weltweit, sogar im Internet – kurzum: überall dort, wo Mastercard akzeptiert wird. Das Wichtigste dazu auf einen Blick: Die Prepaid-Mastercard ist einmalig beladbar, der gültige Ladebetrag ist mit maximal 700 Euro festgelegt.
Die Bezahlung erfolgt mittels Unterschrift, bei Einkäufen im Internet dient die Kartennummer als Legitimationsnachweis. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass dem Beschenkten beziehungsweise dem Nutzer bei der Verwendung der Karte keinerlei zusätzliche Kosten entstehen. Über das Internet kann er sich jederzeit über sein aktuelles Guthaben informieren.
Die Prepaid-Mastercard eignet sich vor allem für Unternehmen – als Incentive für Mitarbeiter und für Geschäftspartner –, ist aber ebenso empfehlenswert für Kundinnen und Kunden. Für Weihnachten oder ab einer bestimmten Bestellmenge können Unternehmen darüber hinaus auch ein individuelles, dem Anlass entsprechendes Design auswählen.

Economy Ausgabe 66-11-2008, 21.01.2009

Geld im Kartenformat

Geld im Kartenformat Fotolia.com

Prepaid-Karte ersetzt bei Trenkwalder in Zukunft private Vorauszahlungen und nachträgliche Abrechnungen.

Seit Mitte Oktober dieses Jahres steht für die Prepaid-Karte „Maestro Allrounder“ von Pay Life eine neue Art der Anwendung zur Verfügung. Das Unternehmen Trenkwalder Personaldienste setzt ab sofort die Trenkwalder-Prepaid-Karte österreichweit ein. Geplant ist deren Einsatz vor allem im Montage-Bereich.
Trenkwalder Personaldienste mit Zentrale im niederösterreichischen Schwa-dorf ist in Österreich an 51 Standorten vertreten. Der Personalstand wird per Ende des Jahres 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betragen. Das Unternehmen, eine Tochterfirma der international tätigen Trenkwalder-Gruppe, ist heimischer Marktführer im Bereich Personaldienstleistungen. Der Umsatz lag im Vorjahr bei rund 313 Mio. Euro.

Einfache Abwicklung
Trenkwalder will mit der neuen Prepaid-Karte künftig seine Monteure, zum Beispiel deren Aufwendungen für Verpflegung und Unterkunft, bezah-len. Privat zu leistende Vorauszahlungen und zeit- sowie arbeitsintensive nachträgliche Abrechnungen sind auf diese Weise nicht mehr notwendig. Die Auszahlungen werden über Maestro-Allrounder-Karten durchgeführt – also über eine wiederbeladbare Maestro-Prepaid-Karte. Die Karte ist PIN-geschützt und sowohl zum Bezahlen am Point of Sale als auch zur Bargeldbehebung interna-tional geeignet. Das gleiche PayLife-Produkt wird bereits seit Februar 2007 äußerst erfolgreich beim Heerespersonalamt für bargeldlose Präsenz- und Ausbildungsdienstabrechnung verwendet.
„Wir haben den Allrounder kreiert, um Unternehmen und Institutionen mit speziellen Anforderungen einen unkomplizierten Zugang zur modernen und bequemen Welt des Kartenzahlens zu verschaffen“, erklärt Peter Neubauer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Pay Life: „Besonders freuen wir uns, dass dieses Produkt jetzt auch bei Trenkwalder zum Einsatz kommt. Die gute Zusammenarbeit ermöglichte eine maßgeschneiderte Lösung zum Vorteil aller Beteiligten.“

Aufstockung geplant
In einer ersten Tranche beginnt der Personaldienstleister mit 3500 Karten, mittelfristig rechnet Trenkwalder allerdings mit der Ausgabe von bis zu 10.000 Karten pro Jahr.
Die Karten werden ab sofort bei Trenkwalder direkt ausgegeben und auch vom Unternehmen selbst wiederbeladen. Die Abwicklung läuft dabei über das Pay-Life-Prepaid-Center, das eigens für derartige Services installiert wurde.

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Economy Ausgabe 66-11-2008, 21.01.2009

Im Zeichen der Forschung

Im Zeichen der Forschung Stadt Wien

Die Stadt Wien will spätestens bis zum Jahr 2015 Forschungs- und Wissensmetropole Mitteleuropas sein.

Schon heute ist Wien ein Top-Forschungsstandort. Mehr als 35.000 Menschen haben ihren Arbeitsplatz im Bereich der Forschung und experimentellen Entwicklung. Mit einer Forschungsquote von 3,13 Prozent liegt die Bundeshauptstadt deutlich über dem österreichischen Durchschnitt. Für die nähere Zukunft hat sich die Stadt nunmehr neue, ambitionierte Ziele gesetzt – nämlich bis 2015 die Forschungs- und Wissensmetropole Mitteleuropas zu werden.
Um den Wienerinnen und Wienern die Bedeutung von Forschung und Wissenschaft als wichtigen Wirtschaftszweig bewusst zu machen, wurde die Initiative „Forschung findet Stadt“ ins Leben gerufen. Mit einer Reihe von Initiativen und Veranstaltungen, darunter das Wiener Forschungsfest am Rathausplatz, das mit mehr als 20.000 Besuchern auf enormes Interesse stieß, verweist man auf den praktischen Nutzen, den jede und jeder Einzelne im Alltag aus den Erkenntnissen von Wissenschaft und Forschung ziehen kann.

Internationale Reputation
„Wien ist heute als Forschungsstandort auch im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt. Dass in Wien so viel und so hochwertig geforscht wird, kommt in Form von Wirtschaftswachstum, hochwertigen Arbeitsplätzen und steigender Lebensqualität allen Wienerin-nen und Wienern zugute“, ist Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Vizebürgermeisterin Renate Brauner überzeugt. Wien wolle jetzt und in Zukunft unter den Bes-ten sein. Erfolge in den Be-reichen Kommunikation, Energie- und Biotechnologie zeigen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Um diese Dynamik von Forschung und Innovation weiter zu unterstützen, wird nachhaltig in diese Bereiche investiert. So wurden seit 2004 die Forschungsausgaben in Wien um 19 Prozent auf rund 78 Mio. Euro erhöht. Damit trägt die Stadt Wien mehr als 21 Prozent aller Forschungsausgaben der Bundesländer. Über zwei Mrd. Euro werden für Forschungsaktivitäten in der Bundeshauptstadt ausgegeben. 40 Prozent dieser zukunftsträchtigen Investitionen trägt der öffentliche Sektor, 35 Prozent steuern private Unternehmen bei, und 25 Prozent der Ausgaben kommen aus dem Ausland.
Mit gezielter Innovations- und Technologiepolitik will man den bestehenden Standortvorteil weiter ausbauen. Dazu zählt neben monetärer Unterstützung in Form von maß-geschneiderten Förderprogrammen und Serviceleistungen durch Beratungsstellen vor allem der forcierte Ausbau im infrastrukturellen Bereich. Forschungsstätten wie etwa das Vien-na Bio-tech-Center in St. Marx sind international anerkannt und machen Wien darüber hinaus auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus anderen Staaten attraktiv. „Wiener Forscher sind im Ausland gefragt, und umgekehrt ist es für internationale Top-Leute ein guter Schritt auf der Karrie-releiter, in Wien zu forschen“, sagt Brauner: „Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.“

Erfolgreicher Kurs
Maßgeblichen Anteil an diesem erfolgreichen Kurs haben dabei auch zwei Förderagenturen in der Stadt Wien – der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) und das Zentrum für Innovation und Technologie (ZIT). Als ein wichtiger Baustein der Wiener Technologie- und Innovationspolitik gelten vor allem die jährlich stattfindenden themenspezifischen Wiener Förderwettbewerbe. Die-se sogenannten „Calls“ sollen wissenschaftliche, besonders aber auch Projekte der betrieblichen Forschung und Entwicklung in Wien stärken. Ein nächstes Highlight wird die Präsentation der Sieger- des vom ZIT durchgeführten Calls „Motion Media Vienna 2008“ sein, der Innovationen im Bereich Bewegtbild in Wien fördert.


Neuer Impuls für 
Biotech-Standort
Die Life-Science-Branche zählt zu den wachstumsstärksten Forschungsdisziplinen. Bereits 140 Unternehmen sind in Wien in den Bereichen Biotechnologie, Pharma, Medizintechnik und spezialisierte Zulieferer tätig. Eine der zentralen Anlaufstellen im dichten Biotech-Netzwerk aus privaten Forschungsstätten und Universitäten ist das Vienna Biocenter (VBC) in der Stadtentwicklungszone St. Marx. Mehr als 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und rund 700 Studierende aus über 40 Natio-nen sind hier aktiv. Um den beständig steigenden räumlichen Anforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden, errichtet die Wien Holding durch ihr Tochterunternehmen WSE (Wiener Stadtentwicklungsgesellschaft) gemeinsam mit der S+B Gruppe nunmehr die sogenannte Marxbox, eine neue Technologie-Immobilie, die – ausgestattet mit Labors und Büroflächen – weiteren Unternehmen aus dem Biotech-Bereich Platz bietet. Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Vizebürgermeisterin Renate Brauner: „Unser Ziel ist es, Wien zur Forschungshauptstadt Mitteleuropas zu machen. Die Marxbox ist ein weiterer wichtiger Baustein auf diesem Weg.“ Die Marxbox wird auf einem 1400 Quadratmeter großen Grundstück, das sich auf dem Areal des ehemaligen Schlachthofs in St. Marx befindet, gebaut. In dem mehrgeschoßigen Gebäude sind Labor- und Büroräumlichkeiten mit einer Gesamtfläche von 7200 Quadratmetern vorgesehen. Nach der Fertigstellung der Immobilie im Jahr 2010 werden hier rund 450 Menschen arbeiten. Die Bauarbeiten selbst sichern rund 200 Arbeitsplätze. Die Gesamtinvestitionen in das Projekt belaufen sich auf rund 14 Mio. Euro.
Das Gebiet auf dem und rund um den ehemaligen Schlachthof in St. Marx ist einer der wichtigsten innerstädtischen Wirtschafts- und Technologiestandorte. In den vergangenen Jahren hat die Stadt Wien gemeinsam mit privaten Investoren dort zukunftsorientierte Projekte wie das T-Center oder das Media Quarter Marx realisiert.

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Economy Ausgabe 66-11-2008, 21.01.2009

Von Fliegen, Mäusen und Menschen

Von Fliegen, Mäusen und Menschen

Josef Penninger: „Der ERC Advanced Grant ist natürlich eine fantastische Sache. Aber im Grunde ist es ja so, dass damit nicht nur meine persönliche Arbeit ausgezeichnet wird, sondern die meines gesamten Teams“, erklärt der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA).

economy: Sie werden für Ihr Combine-Projekt mit einem ERC Advanced Grant gefördert. Worum geht es bei Combine?
Josef Penninger: Wir wollen die Krebstherapie revolutionieren, indem wir die elementaren molekularbiologischen Mechanismen, die dieser Krankheit zugrunde liegen, verstehen lernen. Dabei versuchen wir, einzelne Gene als Ursache für die Entstehung von Tumoren zu identifizieren. Wir arbeiten mit Fliegen und Mäusen; diese Modellorganismen sind außerordentlich hilfreich, um die Funktion von Genen zu erklären – sowohl in der normalen Physiologie als auch in der Pathogenese, also der Entstehung von Krankheiten. Die dort gewonnenen Erkenntnisse können wir dann auf Modelle menschlicher Erkrankungen übertragen.

Und wie werden derartige Erkenntnisse dann weiter-verwertet?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel, das mich im Moment sehr glücklich macht. Wir haben schon 1999 in genetischen Versuchsreihen mit Mäusen das sogenannte RANK-Ligand-Gen, kurz RANKL, als Auslöser für Osteoporose, also Knochenschwund, identifiziert. Und gerade jetzt, vor drei Monaten, hat das amerikanische Biotech-Unternehmen Amgen ein Medikament vorgestellt, das auf unseren Forschungsergebnissen basiert und nebenwirkungsfrei gegen Osteoporose wirkt.

Sie haben auch Fliegen erwähnt. Handelt es sich dabei um die gute alte Taufliege Drosophila?
Wir arbeiten viel mit Drosophila, das stimmt; sie ist sozusagen die genmaterielle Basis des Combine-Projekts. Am IMBA existiert die wohl größte Fliegenbibliothek der Welt, die mehr als 20.000 transgene, also gentechnisch veränderte Fliegenstämme umfasst. Diese Sammlung ist einzigartig, weil sie uns erlaubt, die Auswirkung genetischer Mutationen auf den Organismus sehr systematisch zu untersuchen.

Ihr Werk hat in der letzten Zeit große Anerkennung gefunden; was bedeutet Ihnen das?
Die Aufnahme in die EMBO freut mich besonders, weil ich ja 13 Jahre in Kanada gearbeitet habe und damit nicht im europäischen Forschungssystem großgeworden bin. Und auch der ERC Advanced Grant ist natürlich eine fantastische Sache, denn den bekommen wirklich nur die Top-Leute. Aber im Grunde ist es ja so, dass damit nicht nur meine persönliche Arbeit ausgezeichnet wird, sondern die meines gesam-ten Teams. Ich bekomme diese Anerkennung auch deswegen, weil meine Leute so gut sind. Die Hauptmotivation für meine Forschungsambitionen ist nach wie vor die, den Menschen zu helfen; aber diese Wertschätzung, die unsere Arbeit jetzt erfährt, ist natürlich ein wunderbarer Nebeneffekt.

Economy Ausgabe 66-11-2008, 21.01.2009

Auf dem Olymp der Forschung

Auf dem Olymp der ForschungIMBA

Österreichische Grundlagenforschung in den Lebenswissenschaften durch hoch dotierte Förderung ausgezeichnet.

Zum ersten Mal vergab heuer der von der Europäischen Kommission eingerichtete European Research Council (ERC) hoch dotierte Förderungen für grundlagenorientierte Pionierforschung. Mit diesem „Flaggschiff“-Förderungsprogramm werden anspruchsvolle und risi-koreiche Forschungsprojekte in drei Programmlinien unterstützt: Physik und Ingenieurwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Lebenswissenschaften. Im Rahmen der ersten, mit insgesamt 517 Mio. Euro budgetierten Ausschreibung der sogenannten „ERC Advanced Grants“ hatten sich 2167 Antragsteller aus der Crème de la Crème der europäischen Forschungsgemeinschaft beworben.

Würdigung des Werkes …
Mit Josef Penninger, Leiter des Wiener Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), und Barry Dickson, Direktor des Wiener Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie (IMP), haben zwei prominente heimische Forscher im Bereich der Lebenswissenschaften einen ERC Advanced Grant zugesprochen bekommen. Damit kommen zwei von 13 öster-reichischen Antragstellern in den Genuss dieser Förderung; insgesamt gab es in den Lebenswissenschaften 766 Bewerber, von denen letztlich 78 ausgewählt wurden.
Der Molekularbiologe Penninger will mit seinem Team genetische Mechanismen untersuchen, die zur Entstehung von Krebs und Metastasen führen. Auf Basis von systemgenetischen Versuchen an Fliegen und Mäusen sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die dann auch auf die menschliche Physiologie angewendet werden können. Dafür wird das IMBA-Projekt „Combine“ für einen Zeitraum von fünf Jahren mit einem ERC Advanced Grant in der Höhe von insgesamt 2,5 Mio. Euro gefördert.
Für den 44-jährigen Josef Penninger herrscht seit einigen Monaten eine Art Erntezeit in seiner rund 20-jährigen Forschertätigkeit: 2007 erhielt er den Descartes-Preis der Europäischen Kommission für erfolgreiche grenzüberschreitende Forschungsprojekte; ebenfalls 2007 wurde er mit der Carus-Me-daille der deutschen Leopol-dina-Akademie und dem Hamburger Ernst-Jung-Preis für Me-dizin ausgezeichnet. Neben der Würdigung seines Forschungswerkes durch den ERC Advanced Grant, der so etwas wie die Aufnahme in den Olymp der europäischen Forschungsgemeinschaft bedeutet, wurde Penninger vor Kurzem auch zum Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) gewählt. Diese Mitgliedschaft wird für „exzellen-te Forschung in der Molekularbiologie“ auf Lebenszeit verliehen.

… und der Teamarbeit
Im Gespräch mit economy betonte Penninger allerdings mehrfach die Wichtigkeit des Teamworks in der Forschung und dass er sich nur als „Playing Captain“ eines tollen Teams sieht: „Es ist relativ einfach, sich eine Kathedrale im Kopf auszudenken. Um diese Kathe-drale dann aber wirklich zu bauen, bedarf es der Arbeit vieler Leute, die alle einen wesentlichen Teil dazu beitragen. In diesem Sinne ist man als Laborleiter ein Architekt, der Pläne entwirft, die dann gemeinsam mit anderen verworfen, verbessert und manchmal auch umgesetzt werden.“
www.imba.oeaw.ac.at

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Economy Ausgabe 66-11-2008, 21.01.2009

Rechnerische Spitzenleistung

Rechnerische SpitzenleistungFotolia.com

High Performance Computing (HPC) hat sich in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen zu einem der Haupt-motoren für Fortschritt und Innovation entwickelt. Vor allem im universitären Bereich spielt Österreich diesbezüglich eine Vorreiterrolle. Nun soll diese Kompetenz durch infrastrukturelle Investitionen weiter forciert werden.

Wer in technischen Disziplinen, naturwissenschaftlichen Belangen, aber auch in der Wirtschaft komplexe Vorgänge simulieren will, ist in den meisten Fällen auf Rechner mit höchster Leistungsfähigkeit angewiesen.
Das sogenannte High Performance Computing (HPC, sprich: Hochleistungsrechnen) ermöglicht es, hochkomplexe Modelle detailgenau und wirklichkeitsnah zu simulieren und dadurch wesentliche neue Erkenntnisse zu gewinnen. Somit stellt der Einsatz von Hochleistungsrechnern in weiterer Folge auch einen ganz wesentlichen Aspekt für die anwendungsorientierte Wissenschaft und Forschung dar. Demnach kann etwa mittels HPC die zeitliche Entwicklung von Galaxien simuliert werden oder ein chemischer Prozess 
angeregt werden, dessen Ziel es ist, ein bestimmtes Molekül im Labor herzustellen.
An der Universität Wien wurde bereits vor geraumer Zeit der Forschungsschwerpunkt „Rechnergestützte Wissenschaften“ (Computational Sciences) geschaffen, an dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultäten für Chemie, Informatik, Mathematik, Physik sowie für Geowissenschaften, Geografie und Astronomie beteiligt sind. In multidiszi-plinären Projekten versuchen sie, die Ansätze der Mathematik, der Informatik und der Naturwissenschaften zu integrieren und neue HPC-Methoden zu entwickeln. So zum Beispiel werden an der Wiener Fakultät für Physik seit Jahren erfolgreich quantenmechanische sowie statistisch-mechanische Methoden für atomistische Simulationen entwickelt und vor allem für die Behandlung materialwissenschaftlicher Fragestellungen verwendet.

Breitere Basis
Nunmehr laufen Bestrebungen, das vielschichtige Engagement der einzelnen Fakultäten in Sachen HPC auf eine breitere Basis zu stellen. Daniel Weselka, im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung für Forschungsinfrastruktur zuständig: „High Performance Computing ist eine neue Initia-tive, die die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wissenschaft in verschiedenen Disziplinen sicherstellen soll. Ohne High Performance Computing wird in Zukunft in bestimmten Teilen der Wissenschaft nichts mehr laufen, zumindest nichts, was wirklich wichtig ist.“
Entsprechende Konzepte für die beiden Universitätsstandorte Wien und Graz gibt es bereits, Schützenhilfe – vor allem was eine rasche Umsetzung dieser Pläne betrifft – kommt da-rüber hinaus von der Europäischen Union. Schließlich ist HPC auch eines der Projekte auf der europäischen Roadmap für Forschungsinfrastruktur (Esfri).
„Bereits jetzt ist es so, dass zahlreiche österreichische Forscherinnen und Forscher unterschiedlichster Disziplinen im Bereich der Computational Sciences international Spitzenplätze einnehmen. Um dieses hohe Niveau zu halten und auch längerfristig erfolgreich sein zu können, bedarf es jedoch mittelfristig einiger Investitionen. Notwendig ist ein breiterer Zugang zu modernen Höchstleistungsrechnern, der derzeit in Österreich leider nur in beschränktem Maß gegeben ist“, erklärt Weselka. Die Universität Wien strebe daher – als Basis eines international sichtbaren Zentrums für Scientific Computing – den Ausbau der Ressourcen im Bereich des High Performance Computings an. Um eine optimale Ausnutzung der Investitionen zu garantieren, sollen zentrale und lokale Rechnerressourcen kombiniert und aufeinander abgestimmt werden. Weselka: „Unser Ziel ist es, im guten internationalen Mittelfeld dabei zu sein. Das ist nämlich, wenn die richtigen Ideen auf diesen Computern zum Laufen kommen, für Spitzenresultate durchaus ausreichend. Eben, weil es hier nicht nur auf die Hardware, sondern auch auf kluge Köpfe – die haben wir – und die richtigen, sprich: besseren und schnelleren Algorithmen ankommt. Hier ist insbesondere die Mathematik gefordert, und diese ist in Österreich ausgezeichnet vertreten.“

Praktischer Nutzen
Dass High Performance Computing nicht bloß etwas für die akademische Forschung ist, sondern darüber hinaus auch massive wirtschaftliche Auswirkungen bis in die industrielle Produktion hat, dokumentieren anschaulich Turborechner wie etwa jener, der seit Mai dieses Jahres im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt das Verhalten von Flugzeugen simuliert. Der Supercomputer zählt zu den weltweit schnellsten industriell genutzten Rechnern für die Luftfahrtforschung. Er bewältigt 46,6 Billionen Rechenoperationen mit sogenannten Fließkommazahlen pro Sekunde. Die innerhalb einer Sekunde berechneten Zahlen könnten einen CD-Stapel von 640 Metern Höhe mit Daten füllen.

Economy Ausgabe 66-11-2008, 21.01.2009

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