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01. Mai 2024

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Digitales Guerilla-Marketing

Digitales Guerilla-Marketing Fotolia.com

In Österreich steckt punktgenaue Online-Werbung für eng definierte Zielgruppen noch in den Kinderschuhen.

In den 1980er Jahren war der Begriff „Guerilla-Marketing“ in aller Munde. Mit unkonventio-nellen Werbemaßnahmen versuchten Firmen mit geringem Werbebudget, ihre Zielgruppen anzusprechen. Als Gegenentwurf zu klassischen Werbestrategien war Guerilla-Marketing vor allem für kleine und mittlere Unternehmen angesagt. Mit der Online-Werbung im World Wide Web, die sich durch technische Kunstgriffe punktgenau eingrenzen lässt, wird eine moderne, digitale Form des Guerilla-Marketings nun auch für große Unternehmen interessant. Während international der Anteil der Online-Werbung am Gesamtbudget schon im zweistelligen Bereich liegt, steht Österreich noch ganz am Anfang.

Mangelndes Bewusstsein

Marcus Hebein, Leiter von APA-Multimedia, weiß: „Die Online-Werbeausgaben in Öster-reich liegen noch immer im Bereich von zwei bis vier Prozent. Generell ist hierzulande das Bewusstsein für die Relevanz von Online-Werbung nicht sehr ausgeprägt; das betrifft sowohl die Unternehmen als auch die Werbewirtschaft selbst.“
Online-Werbung braucht Webcontent als Trägermedium. Treiber dieser Entwicklung sind daher vor allem die großen Medienhäuser wie Verlage, Rundfunk- und Fernsehanstalten. Sie bringen Publikum und Frequenz auf ihre Websites.

Werbung mit Videoclips
Waren bisher Banner die klassische Web-Werbung, machen nun die erhöhten Bandbreiten den Weg für Video frei. Dazu Marcus Hebein: „Seit drei Jahren bieten wir Nachrichten auch auf Videobasis an. Und es häuften sich die Anfragen von Tageszeitungen und Medienportalen, die für ihre Websites ebenfalls Videonachrichten als Content wollten.“ Von da ist es gedanklich nur mehr ein kleiner Schritt, sich vorzustellen, auch Werbebotschaften als 
Videoclips auf Internetseiten zu stellen.
Dazu kommt der Trend zu mobilen Anwendungen, der auch für die Werbewirtschaft einen neuen Boom auslösen wird, wie Hebein meint: „Heute stehen uns Bandbreiten und mit den iPhones auch Geräte zur Verfügung, von denen wir vor fünf Jahren noch geträumt haben. Auch dafür können wir als Content-Lieferant technische und redaktionelle Dienste anbieten oder einfach fertiges Material in dieses Format integrieren.“
In der gegenwärtigen angespannten Wirtschaftslage sieht Hebein sogar eine große Chance für die Online-Werbung: „Genau definierte Zielgruppen sollen trotz niedriger Werbebudgets effizient erreicht werden; dafür ist Online-Werbung wie geschaffen. Ich erwarte, dass ihr Anteil in Österreich in den nächsten fünf Jahren auf zehn bis 15 Prozent steigen wird.“

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Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Über den ganzen Lebenszyklus

Über den ganzen LebenszyklusXerox

Sandra Kolleth: „Der Umgang mit der täglich wachsenden Flut an Informationen ist mittlerweile nicht nur zu einem organisatorischen, sondern auch zu einem zeitlichen Problem geworden. Ein professionelles Dokumenten-management ist daher unumgänglich“, erklärt die Direktorin von Xerox Global Services Österreich.

economy: Sie bezeichnen den Xerox-Zugang zum Dokumentenmanagement als ganzheitlich. Was verstehen Sie darunter?
Sandra Kolleth: Bei intelligentem Dokumentenmanagement geht es heutzutage nicht mehr nur um die reine Ablage von Dokumenten und deren Verwaltung auf elektronischer Basis. Wir betrachten den gesamten Lebenszyklus von Dokumenten. Das beginnt schon bei der Generierung, denn da kann man vieles falsch machen, was dann später Probleme und Kos-ten verursacht, und geht bis zur schnellen Suche und Bereitstellung von digitalisierten Dokumenten für verschiedene Benutzer. Neue Technologien ermöglichen, dass sich Dokumente selbst organisieren und updaten, aber auch sich selbst vor Veränderungen schützen. Der Umgang mit der täglich wachsenden Flut an Informatio-nen ist mittlerweile nicht nur zu einem organisatorischen, sondern auch zu einem zeitlichen Problem geworden. Ein professionelles Dokumentenmanagement, das aus einer Kombina-tion aus Prozessverständnis und fortschrittlicher Technologie besteht und die Arbeitsweise der Mitarbeiter berücksichtigt, ist daher unumgänglich.

Im Zusammenhang mit Dokumentenmanagement ist immer auch Outsourcing ein Thema. Bis zu welchem Grad können solche Prozesse aus-gelagert werden?

In der Regel kann man sagen: Wir wickeln die Prozesse ab, aber die im Lauf dieser Prozesse notwendigen unternehmerischen Entscheidungen trifft immer der Kunde. Ein Beispiel: In der Telekom-Branche ist das Onboarding, also die Anlage von Neukunden, ein arbeitsaufwendiger Vorgang. Der Provider trifft die Entscheidung, ob ein Kunde aufgenommen wird und zu welchen Konditionen, aber die technische Abwicklung des gesamten Kundenkontakts bis hin zur späteren Rechnungsproduktion und so weiter übernehmen wir.

Welche Vorteile sehen Sie für Ihre Kunden generell im Outsourcing?
Auch da verweise ich auf die ganzheitliche Sichtweise. Mit Sicherheit der falsche Zugang zu einer Outsourcing-Dienst-leistung ist das Motto „Mach, was ich gemacht habe, aber das für weniger Geld“. Nur wenn wir den gesamten Ablauf analysieren, nur wenn eine Prüfung der Geschäftsprozesse wirklich in die Tiefe geht, können alle Prozessoptimierungen greifen. Natürlich können wir dann auch bedeutende Kostenvorteile für den Kunden erzielen, aber entscheidend für den Erfolg eines Projekts ist die Steigerung von Produktivität und Effizienz, die zu einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit führt.

Sie haben zuerst die intelligente Generierung von Dokumenten erwähnt. Können Sie das etwas näher ausführen?
Auch das will ich anhand eines Beispiels erklären. Bei rund 570 Tankstellen der OMV können die Kunden auch mit Gutscheinen bezahlen, wie sie von Firmen ausgegeben oder an den Tankstellen verkauft werden. Xerox Global Services ist für den Großteil der Abwicklung verantwortlich: von der Annahme der Bestellung über die Produktion bis zur systemtechnischen Verwaltung, der Logistik und der Abrechnung. Ein wesentlicher Aspekt liegt dabei in der Gestaltung dieser Gutscheine. Wir haben einen Barcode integriert, der die automatische Abwicklung über den gesamten Prozesskreislauf ermöglicht. Und wir haben eine digitale Print-on-Demand-Lösung realisiert, die zum einen kostengünstiger und schneller als das alte System ist, zum anderen aber auch flexible Aufdrucke von Co-Brandings erlaubt und Sicherheitsmerkmale integriert.

Spielen beim Dokumenten-management auch webbasierte Anwendungen eine Rolle?
Selbstverständlich, und zwar immer mehr. Viele Unternehmen tauschen mit ihren Kunden Dokumente über das Internet aus, etwa Bestellungen oder Rechnungen. Wenn Sie bedenken, dass die Rechnung jenes Dokument ist, das Kunden wahrscheinlich am längsten und genauesten lesen, in der Regel zwei bis drei Minuten, ist klar, dass es sich hervorragend eignet, um dort flexible, zielgenaue Botschaften an den Kunden zu richten. Das kann in papierbasierter Form oder auf elektronischen Dokumenten geschehen. Sehr effizient ist es im Marketing auch, verschiedene Medienkanäle kombiniert zu nutzen, Stichwort Cross-Media-Marketing. Viele dokument-zentrierte Geschäftsabläufe können über das Internet wesentlich schneller und effizienter abgewickelt werden und den täglichen Workflow schlanker machen.

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Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

In sozialen Netzwerken präsent sein

In sozialen Netzwerken präsent seinXing

Ralf Ahamer: „Ein gut funktionierendes Netzwerk ist entscheidend für die berufliche und geschäftliche Karriere. Schließlich werden über 50 Prozent aller Jobs über Kontakte vergeben. Die eigenen Kontakte öffnen Türen und helfen dabei, neue Jobs zu finden und die Karriere anzukurbeln“, erklärt der Marketing-Leiter von Xing.

economy: Xing ist ein weltweites Business-Network im Internet. Welchem Zweck dient Xing, und wer ist darin vertreten?
Ralf Ahamer: Auf Xing können Mitglieder ihr Netzwerk aufbauen und pflegen und darüber hinaus gezielt den Kontakt zu über sieben Mio. potenziellen Arbeitgebern oder Unternehmen suchen. Auf Xing finden Sie nützliche Kontakte, Aufträge, Mitarbeiter, Jobs oder Kunden. Ihr Xing-Profil nutzen Sie dabei als eine digitale Visitenkarte, die auf einen Blick Auskunft über berufliche und fachliche Kompetenzen gibt. Ihr Netzwerk dient ihnen dabei als Referenz. Allein im deutschsprachigen Raum vernetzen sich über drei Mio. Mitglieder. Sehr aktiv sind übrigens Österreicher auf Xing: Ihre Mitgliederzahl ist dort innerhalb eines Jahres um nahezu 75 Prozent angestiegen.

Was bringt dem einzelnen Nutzer die Mitgliedschaft bei Xing?
Xing-Nutzer haben im Geschäftsleben hauptsächlich drei entscheidende Vorteile: Erstens finden sie die für sie relevanten Business-Kontakte einfacher und schneller. Zweitens können sie online Geschäfte anbahnen und abschließen, egal ob es dabei um einen neuen Kunden, einen Zulieferer oder einen neuen Job geht. Und drittens können sie ihre Kontakte leichter und effizienter managen, weil Xing ihnen ein automatisches, aktuelles Adressbuch bietet, das nicht gepflegt werden muss, sondern von den Mitgliedern selbst aktualisiert wird.

Was unterscheidet Xing von einer herkömmlichen Online-Jobbörse?

Ein gut funktionierendes Netzwerk ist entscheidend für die berufliche und geschäftliche Karriere. Schließlich werden über 50 Prozent aller Jobs über Kontakte vergeben. Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten stellt das eigene Netzwerk für unsere Mitglieder ein riesiges Potenzial dar, von dem sie profitieren können. Die eigenen Kontakte öffnen Türen und helfen dabei, neue Jobs zu finden und die Karriere anzukurbeln. Mit dem „Marketplace“ integriert Xing erstmals die Funktionalität einer Jobbörse in die Vorteile eines internationalen Business-Netzwerks: Xing-Mitglieder erhalten auf Wunsch relevante und sonst schwer zu findende Jobangebote, die auf die Angaben in ihrem Profil wie zum Beispiel die Berufserfahrung abgestimmt sind

Welche Zukunft hat Social Networking generell?
Der Trend zum Social Business Networking wird sich weiter fortsetzen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist man auf gute Kontakte angewiesen, die einem weiterhelfen. Entsprechend verzeichnen wir erfreulich große Zuwachszahlen und eine hohe Mitgliederaktivität. Wer zu den Gewinnern zählen will, braucht ein gewachsenes Kontaktnetzwerk. Persönliche Kontakte öffnen viele Türen für beruflichen Erfolg. Dies gilt für die Entwicklung zusätzlicher Vertriebswege ebenso wie für die Anbahnung neuer Geschäftspartnerschaften und vor allem auch für die eigene Karriereplanung bei anstehenden Jobwechseln. Wer hier nicht online auf sich aufmerksam macht, verliert bald den Anschluss.

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Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Gute Nebenwirkungen

Gute NebenwirkungenFotolia.com

Medikamente und deren unabsichtlicher Nutzen für die Gesundheit. 


Medikamente haben immer auch Nebenwirkungen. Manche Nebenwirkungen entpuppen sich bei näherer Untersuchung allerdings sogar als erwünscht. Oft werden diese neuen Wirkungen von bekannten Arzneien durch Zufall entdeckt. Ein Projekt, das aus Geldern des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung finanziert wird, untersucht die biomolekulare Basis dieser erwünschten Nebenwirkungen im Körper.

Enormer Nutzen
Genau gesagt geht es um Gen-Au, ein interdisziplinä-res Forschungsprojekt der österreichischen Genomforschung, in dessen Rahmen sich – in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen – das Konsortium Dragon etabliert hat. Dragon, also DRug Action by GenOmic Network(s), geht von der Überlegung aus, dass aus Nebenwirkungen und deren Untersuchung Informa-tionen gewonnen werden können, die neue therapeutische Ansätze ermöglichen. Ein Paradebeispiel dafür ist Anagrelid, das ursprünglich als Hemmer der Blutplättchen in die Therapie eingeführt wurde, heute aber aufgrund seiner – mechanistisch unverstandenen – „Nebenwirkung“ für die Behandlung einer seltenen Blutkrebserkrankung verwendet wird.
Ein erhofftes Projektziel von Dragon ist es, in Zukunft bessere Medikamente gezielt einsetzen zu können. Durch die gewonnenen Erkenntnisse erwartet man sich vielfältige Vorteile und praktischen Nutzen bei der patientengerechten Medi-kamentenwahl und der Entwicklung neuer, nebenwirkungsfreier Medikamente. Eine weitere Strategie, die im Zuge dessen verfolgt wird, ist die Herstellung neuer Arzneimittel, durch die Nebenwirkungen sogar gezielt als Hauptwirkungen genutzt werden können.

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Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Spaß, Wissen und Gesundheit

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Nachdem wir bekanntlich nicht nur für die Schule, sondern auch für das Leben lernen, ist es wohl klar, dass dabei auch andere Komponenten zu berücksichtigen sind – unter anderem gesundheitliche.

Für die Initiative „Gesunde Schule“ des Bundesministeriums für Unterricht und des Bundesministeriums für Gesundheit sowie des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger hat das vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung geförderte Ludwig Boltzmann Institute Health Promotion Research (LBIHPR) die grundlegenden Voraussetzungen geschaffen. Gesamtziel des Projekts ist eine umfassende Interventionsstrategie. Es wurde zunächst ein sogenanntes Impact-Modell für Schulen entwickelt, das die Grundlage für mögliche Maßnahmen im Schulkontext darstellt, sprich: ein Katalog von Qualitätsstandards, der diesen Maßnahmen einen Rahmen und Ziele vorgeben soll, sowie ein Katalog von Handlungsempfehlungen, wie auf Ebene der Schule und der Schulverwaltung vorgegangen werden könnte.

Schulische Gesundheit
Kerngedanke der Strategie 
ist – in Abstimmung mit der internationalen Entwicklung in diesem Bereich – die Einführung von Gesundheitsmanagement in die Schulen im Anschluss an eine Reihe anderer Initiativen zur Qualitätsentwicklung in selbigen. Gesundheitsförderung will in diesem Sinn ein Partner der Schulentwicklung sein und dieser mit ihrem speziellen Fokus auf Gesundheit und Wohlbefinden von Schülern und Lehrern und ihren speziellen methodischen Konzepten zuarbeiten. Um die dazu notwendigen Kompetenzen im Lehrerkollegium der Schulen zu entwickeln, wurde ein innovativer Pilotlehrgang entwickelt, der drei Phasen vorsieht. So werden in einem dreitägigen Grundseminar Grundlagen der Theorie und Praxis der Gesundheitsförderung erarbeitet, und in einer Umsetzungsphase werden an den Schulen notwendige Grundlagen geschaffen, wobei eine moderierte E-Learning-Phase und eine E-Learning-Plattform zur Verfügung stehen. In einem Feedbackseminar werden schließlich die erreichten Ziele sowie die förderlichen und hinderlichen Faktoren diskutiert. An einer Testphase zwischen November und Februar haben 21 Schulen (jeweils Schulleiter und Projektkoordinator) teilgenommen. Die ersten Ergebnisse der Evaluation dieser Pilotphase machen Mut. Obwohl der Pilotlehrgang sehr kompakt geführt werden musste, konnten die meisten Schulen die gestellten Aufgaben umfassend erledigen. Ein letzter Hinweis: Für Betriebe ist schon nachgewiesen worden, dass Gesundheitsförderung auch die Betriebsergebnisse verbessert, für Schulen gibt es starke Hinweise für diesen Effekt in Bezug auf den Lernerfolg.

INFO
• Gesund. Das Ludwig Boltzmann Institute Health Promotion Research wurde im März 2008 als eines von zwei aus der zweiten Ausschreibung der Boltzmann Gesellschaft hervorgegangenen Institute gegründet. Das Forschungsprogramm, das auf sieben Jahre angelegt ist, fokussiert auf den Zusammenhang von Gesundheit und Organisation. In sechs Programmlinien wird untersucht, welchen Einfluss Organisatio-nen auf Gesundheit, Fitness, Wohlbefinden, Funktionalität und Leistungsfähigkeit haben und wie dieser Einfluss durch gezielte Interventionen gesteuert werden kann. Die Programmlinien befassen sich mit Gesundheitsförderung in Schulen, Krankenhäusern, Einrichtungen der Langzeitbetreuung, User and Community Participation, Capacity Building und 
Evaluation.

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Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Frischekur für graue Zellen

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Beatrix Grubeck-Loebenstein: „Unsere Aufgabe im Institut ist es – vereinfacht ausgedrückt – den natürlichen Alterungsprozess der Zellen hinauszuzögern und so auch all jene Krankheiten hinauszuzögern, die damit verbunden sind“, erklärt die Direktorin des Instituts für Biomedizinische Alternsforschung (IBA).

economy: Was zeichnet eine auf das Altern fokussierte Forschungsarbeit eigentlich aus?
Beatrix Grubeck-Loeben-stein: Dazu ist zu sagen, dass wir eine Institution der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sind, das heißt, wir betreiben Grundlagenforschung. Aber diese soll nicht im Elfenbeinturm vonstatten gehen, sondern sie soll auch angewandt werden. So gesehen betreiben wir eine anwendungsoffene Grundlagenforschung. Abgesehen davon sind wir ein biomedizinisches Zentrum, wir versuchen biologische Vorgänge zu erfassen. Wir untersuchen das Altern von Zellen, weil Kenntnisse rund um die Zellalterung einen ganz wesentlichen Baustein dafür darstellen, um Erkrankungen und mögliche Behinderungen im fortgeschrittenen Alter erklären zu können. Unsere Aufgabe ist es, vereinfacht ausgedrückt, diesen Alterungsprozess der Zellen hinauszuzögern und so auch all jene Krankheiten hinauszuzögern, die damit verbunden sind.

Welche Schwerpunkte setzen Sie bei Ihrer Arbeit?
An unserem Institut gibt es fünf Abteilungen, die sich letztendlich ein und derselben Aufgabe widmen, nämlich der Erforschung der Zellalterung. Sie behandeln lediglich verschiedene Zelltypen. Da gibt es zum einen die Immunologie, die sich neben Studien über die Grundlagen der Alterung des Immunsystems der praktischen Frage nach adäquaten Impfungen für ältere und alte Menschen widmet, weil eben klar ist, dass Impfungen, wie sie zum Beispiel Kinder bekommen, nicht unbedingt zielführend für die ältere Generation sind. Eine weitere Abteilung beschäftigt sich mit dem Hormonsystem älterer Menschen. Hier geht es vor allem um die Prostata und deren temporäre Entwicklung. Die dritte Abteilung widmet sich dem Gefäßsystem und der Haut. Sauerstoffradikale sind hier ein Thema. „Erwachsenenstammzellenforschung“ steht im Zentrum der vierten Abteilung – praktische Schwerpunkte sind Gewebs- und im speziellen Knochen- und Sehnenregeneration. Schließlich gibt es noch die Sparte „Fettgewebe“, wobei über diesen Themenkomplex noch sehr viel nicht bekannt ist. Man weiß nur, dass unterschiedliche Fettzellen unterschiedlich schnell und auch von der Qualität her anders altern.

Wie ist Österreich im Vergleich zur Europäischen Union beziehungsweise dem Rest der Welt bezüglich dieser Forschungs-sparte aufgestellt?
In Relation zur Bevölkerung sind wir hier in Österreich sehr gut aufgestellt. Dazu kommt der große Vorteil, dass man relativ früh die Notwendigkeit beziehungsweise die Sinnhaftigkeit dieses Forschungszweigs erkannt hat. Immerhin trat bereits 1991 das erste diesbezügliche Institut seinen Dienst an. Das war damals eine echte Pionierleistung. Natürlich sind andere Länder in dieser Frage wesentlich weiter – etwa die USA. Dort gibt es für eine derartige Forschung ein Budget von mehr als einer Billion Dollar. Auch in Großbritannien zum Beispiel oder in Deutschland sind die Fördertöpfe besser dotiert als hierzulande. Grundsätzlich ist zu sagen, dass alle europäischen Länder die Notwendigkeit se-hen, angesichts der demografischen Entwicklungen entsprechende Maßnahmen zu setzen. Altersforschende Institute gibt es mittlerweile quer über den Globus, in einzelnen Ländern sind auch Überlegungen im Gange, dieses Forschungsgebiet auf universitärer Ebene entsprechend auszubauen beziehungsweise zu etablieren. Ich denke, unsere Aufgabe ist es, weiter in die Forschung zu investieren und weiter zu expandieren – 
schon allein deshalb, um mit dem internationalen Standard mithalten zu können und den Herausforderungen, die übrigens auf uns alle zukommen, gerecht zu werden.

Sie werden aus Mitteln des Wissenschaftsministeriums und des Gesundheitsminis-teriums subventioniert. Ein guter Teil der Förderungen kommt aber auch von der EU. Welche diesbezüglichen Projekte laufen derzeit?
In Summe haben wir hier aktuell fünf EU-geförderte Projekte, das aktuellste beschäftigt sich mit der Ermittlung von Parametern und Kennzahlen des Alterns an sich. Gesucht werden, vereinfacht ausgedrückt, Formeln, um damit das biologische im Gegensatz zum chronologischen Altern bestimmen zu können. 26 Forschergruppen aus 14 europäischen Ländern sind daran beteiligt, 3700 Freiwillige werden gesucht. Diese werden in weiterer Folge auf Herz und Nieren untersucht, und anhand der erhobenen Werte, die in eine Datenbank aufgenommen und ausgewertet werden, sollen die altersbedingten Veränderungen der Körperfunktionen oder deren Beschaffenheit identifiziert werden.

Werden wir tatsächlich immer älter, oder haben wir den Zenit schon überschritten, schlägt das Pendel also möglicherweise demnächst in die andere Richtung aus?

Also, wir sind definitiv noch nicht bei dem Alter angelangt, das uns die Wissenschaft prognostiziert. Derzeit gehen wir davon aus, dass älter als 120 Jahre nicht möglich ist. Es gibt zweifelsohne immer mehr 100-Jährige, und diese Entwicklung ist sicherlich noch lange nicht abgeschlossen, da wird es zweifelsohne noch einige Veränderungen geben.

INFO
• Grundlagenforschung. Das Institut für Biomedizinische Alternsforschung ist ein Zentrum für Alternsforschung (Gerontologie). Das Institut wurde 1992 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit Unterstützung des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck gegründet. Das Institut befindet sich in einem historischen Gebäude, das speziell für die moderne biologische und medizinische Forschung adaptiert wurde. Die Gründung des Instituts für Biomedizinische Alternsforschung war ein Teil der Strategie der Akademie der Wissenschaften, die verschiedenen im ganzen Land verteilten Projekte im Bereich der Gerontologie näher zusammenzuführen.

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Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Die digitale Homöopathie

Die digitale HomöopathieQuintsysteme

Christian Steiner: „Ich habe immer an die Wirkung der Homöopathie geglaubt, aber mir war klar, dass es dafür einen wissenschaftlichen Grund geben muss, einen begründbaren Wirkungsmechanismus. Und der liegt in dem langwelligen Infrarot-Fingerprint von Substanzen“, erklärt der Arzt, Homöopath und Begründer der Holopathie.

economy: Sie haben ein Dia-gnose- und Therapiesystem entwickelt, das Sie Holopathie nennen. Was ist das Besondere daran?
Christian Steiner: Holopathie ist die Kombination aus Homöopathie, Elektroakupunktur und Bioresonanz, aber auf einer neuen Ebene, nämlich der digitalen Homöopathie. Das heißt, die Anwendung von Schwingungstechnologie auf digitaler Ebene. Ich selbst komme von der klassischen Homöopathie und habe schon früh auch mit Bioresonanz gearbeitet. Um nun das Wesen der Holopathie zu erklären: Jede Substanz, die eine Wärmestrahlung aussendet, schwingt dadurch. Das heißt, in der Temperatur einer Substanz ist ein Fingerprint der Eigenschaften dieser Substanz enthalten. Ich habe immer an die Wirkung der Homöopathie geglaubt, aber mir war klar, dass es dafür einen wissenschaftlichen Grund geben muss, einen begründbaren Wirkungsmechanismus. Und der liegt eben in dem langwelligen Fingerprint von Substanzen.

Was bedeutet das genau?
Was wir machen, ist, dass wir den Infrarot-Fingerprint einer Schwingung, also eigentlich das Äquivalent dazu im langwelligen Bereich, digital aufzeichnen, dann zurückanalogisieren und auf den Patienten übertragen. Die Illusion ist für den Körper perfekt. Es wirkt genauso, als würde der Patient ein bestimmtes Homöopathikum einnehmen. Es ist nicht viel anders, als wenn Sie eine hochwertige Musik-CD aufzeichnen. Wir haben gesehen, dass Homöopathie genauso ein Signal ist wie etwa eine Arie der Netrebko und es nur vom technischen Equipment abhängt, das eine wie das andere aufzunehmen.

Und wie setzen Sie diese Schwingungen ein?

Wir haben die Fingerprints, also die Schwingungen und die damit verbundenen biophysikalischen Wirkungen, von momentan über 10.000 Substanzen in unserer Datenbank. Wenn wir diese Schwingungen bei Tests oder in der Therapie auf den Patienten übertragen, führt das zu einer sofortigen Veränderung der Meridiane. Diese reagieren schützend auf eine negative Ener-gie, indem sie den Hautwiderstand erhöhen. Das ist sinnvoll, weil dadurch die Schwingung weniger weit eindringen kann. Wenn aber die Schwingung willkommen ist, bleibt der Hautwiderstand gleich oder wird eher geringer. Das kann man elektrophysiologisch messen. Auf diese Weise kann man austesten, ob der Patient bestimmte Substanzen verträgt oder sie sogar braucht.

Und was passiert in der holopathischen Therapie?

Man sollte von unten nach oben gehen: Die Basis des Lebens sind die Organe – und hier vor allem der Darm. Also schaue ich zuerst mal, wie die Darmflora beschaffen ist, und bestimme, mit welchen Substanzen man sie korrigieren kann. Man nennt das Symbioselenkung. Parallel dazu erfolgt immer ein Umweltcheck. Ich schau mir genau an, mit welchen Schwermetallen ein Mensch belastet ist: mit Palladium aus Auto-Katalysatoren, mit Blei aus alten Treibstoffen – der Boden ist noch voll davon –, mit Aluminium aus den Verpackungen – die Säure des Joghurts löst das heraus – und Quecksilber aus Amalgam-Plomben. Dann kläre ich, ob eine latente radioaktive Belastung vorhanden ist. Eine Belastung etwa mit Cäsium liegt zwar weit unterhalb der Wahrnehmungsgrenze eines Geigerzählers, aber diese Substanzen sind extrem toxisch. Die Holopathie ist als digitale Homöopathie im Moment das einzige Verfahren, mit dem man so etwas messen kann. Das Thema ist leider sehr aktuell, denn die sibirischen Permafrostböden tauen auf. Dadurch gelangen die wilden Atommüll-Lagerstätten der ehemaligen UdSSR wieder in den Wasserkreislauf und werden um den Globus verteilt. Die gute Nachricht ist: Wir können mit unserem Verfahren auch herausfinden, wie man diese Belastungen beseitigen kann. Die Antwort lautet Symbioselenkung, also die Keime fördern, die imstande sind, die Darmflora so aufzubauen, dass Schwermetalle ausgeleitet werden.

Welche Belastungen lassen sich noch messen?
Mindestens 50 Prozent der Belastung, die ein Mensch heute mit sich herumträgt, ergeben sich durch Elektrosmog. Erfahrene Holopathie-Anwender können die Belastungen genau feststellen und aus welchen Frequenzen sie besteht. Wir können diese Belastung „löschen“. Das geht aber nur, weil wir die entsprechenden Informationen digital gespeichert haben. Der Hauptfaktor sind die Handy-Masten, weil Handys technisch stark überfrachtet sind. Wir erleben eine extreme Ausnutzung aller Frequenzbänder und damit eine sehr starke Frequenzdichte, die sich entsprechend negativ auf den Menschen auswirkt. Es hat sich gezeigt, dass wir mit unserer Methode dem Körper helfen können, die Handy-Strahlung besser zu tolerieren. Eben durch die Schwingungen bestimmter Substanzen, die die Abwehrkraft des Körpers gegen diese Frequenzbänder unterstützen.

Kann man nur Substanzen oder auch so was wie einen Gemütszustand scannen?

Wenn Sie bestimmte Akupunkturpunkte am Kopf hernehmen und deren Schwingungen aufzeichnen, ähnlich wie im EEG (Elektroenzephalogramm; Methode zur Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns, Anm. d. Red.), nur eben mit unserem Gerät, können Sie auch das Schwingungsmuster von Stress, Angst, Aggres-sion und so fort aufzeichnen. Wir können auf diese Weise auch Zustände des Unterbewusstseins abfragen, weil ich von Hunderten von Patienten, die in verschiedenen problematischen und psychotischen Zuständen waren, die Schwingungen ihrer Kopfpunkte aufgezeichnet habe. Über die Akupunktur konnte ich diese Punkte bestimmten Hirnbereichen zuordnen und kann daher heute sagen, was im Unterbewusstsein oder im limbischen System oder im Stammhirn eines Patienten passiert. Ich kann dann auch die Blockaden des Patienten lösen, etwa mit den Schwingungen von Neurotransmittern.

Wie funktioniert das genau?

Neurotransmitter sind Botenstoffe, die wir brauchen, damit das Gehirn funktionieren kann. Ich vergleiche das mit einem Motor der sich ohne Motoröl festfrisst: Erschöpfung, beginnende Depression, Migräne, Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit, Burn-out im weitesten Sinne – das sind fast immer Zustände eines Mangels an Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin. Die Patienten können sich noch so sehr zusammennehmen, noch so große Willenskraft einsetzen, sie schaffen es nicht, da rauszukommen, weil ihnen das Motoröl des Gehirns fehlt. Aber wie gesagt: Mit unserem System kann man das messen und schwingungsmäßig korrigieren beziehungsweise dem Patienten bestimmte Aminosäuren empfehlen, die die Vorstufen dieser Botenstoffe sind und als Nahrungsergänzung eingenommen werden können.

Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Gesunden im „Healing Environment“

Gesunden im „Healing Environment“Hans Wimmer

Armenversorgung, Massenbetreuung, Hochleistungsmedizin – im Lauf der Jahrhunderte veränderten sich die Anforderungen an Krankenhäuser ständig. Auch baulich. Ein Streifzug durch die Architekturgeschichte.

D er Gesunde hat viele Wünsche, der Kranke nur einen. Bei den Patienten, die in einem der 270 Krankenhäuser Österreichs stationär untergebracht sind, gesellt sich angesichts deren meist suboptimalen Charmes schnell noch einer hinzu. Bettenburgen und Betonklötze haben heute ausgedient. Das Krankenhaus hat sich in einem Zeitraum von 200 Jahren von einer christlichen Pflegeinstitution zu einer hoch technisierten Gerätemedizin in Großkliniken entwickelt.
Für Cor Wagenaar sind Krankenhäuser revolutionäre Gebäude, weil sie die ersten Räumlichkeiten waren, die von wissenschaftlichen und philosophischen Konzepten determiniert wurden. In der Geschichte der Krankenhausarchitektur macht der niederländische Experte fünf Revolutionen aus.: 1. den Sieg der Wissenschaft, Philosophie und Technik, 2. die Verbreitung technologischer Innovationen, 3. das Hospital für die Massen, 4. den teilnehmenden Patienten und 5. die Rückkehr des Hospitals zu den Menschen.
Kaum eine Branche unterliegt derart umfassenden Umwälzungen wie der Gesundheitsmarkt, mit Auswirkungen auf die bauliche und räumliche Struktur von Krankenhäusern. „Ein Krankenhausbau, und sei es auch nur eine Erweiterung, ist eine der komplexesten Bauaufgaben überhaupt“, erklärt die Architektin Meike Kirchner. „Eine Vielzahl an Vorschriften muss beachtet, aktuelle und zukünftige Entwicklungen berücksichtigt werden, und der Mensch als Patient und Mitarbeiter darf auch nicht zu kurz kommen.“ Eine schwierige Aufgabe, an der viele beteiligt sind: Betreiber, Kostenträger, Politik und nicht zuletzt der Architekt.
Der Krankenhausbau der Vergangenheit hat sich schwerpunktmäßig auf die medizinische Funktionalität konzentriert. Ergebnisse der Hospital-Branding-Studie zeigen, dass die Architektur und vor allem die gestalterische Ausstattung eine enorme Bedeutung hat.
Eine freundliche, moderne Gestaltung ist ein wertvoller Therapiebeitrag, da durch sie die Lebensqualität und das Wohlgefühl während des Krankenhausaufenthaltes erhöht wird. Und dies ist die Königsdisziplin im sowieso schon äußerst komplexen Krankenhausbau. Die technischen Vorgaben und die funktionellen Ansprüche so umzusetzen, dass der Patient nicht schon durch die ihn umgebende Architektur ständig an seine Krankheit und die Abhängigkeit von der Apparatemedizin erinnert wird.

Design als Therapie
Vorbildlich umgesetzt wurde diese Philosophie im Landeskrankenhaus Graz West, das zu den bemerkenswertesten Krankenhäusern Österreichs zählt. Zukunftsweisend in seiner patientengerechten Architektur, beispielgebend in innovativer Spitalsorganisation und zudem Eckpfeiler eines viel beachteten Verbundmodells, wo Partnerspitäler unterschiedlicher Trägerschaften eng hinsichtlich Aufgabenverteilung und Leistungserbringung kooperieren.
Als Pionierprojekt des Feng-Shui im Gesundheitswesen gilt die Urologie Lainz. „Moderne Krankenhausarchitektur sollte die reine Medizintechnologie in den Hintergrund treten lassen und in den Aufenthaltsbereichen der Patienten ein Form-, Farb- und Lichtgestaltungselement einfließen lassen, welches eher an das heimische Wohn-Schlaf-Zimmer beziehungsweise an ein Hotel erinnert“, kon-statiert der Vorstand der Lainzer Urologie Heinz Pflüger.
Genau diese Elemente wurden zur unabdingbaren Voraussetzung für das neue Wiener Krankenhaus Nord. Es wird, so der auftraggebende Wiener Krankenanstaltenverbund, in jeder Hinsicht ein Spital mit Vorzeigecharakter sein. Innovative architektonische Lösungen werden die modernen Behandlungs- und Managementprozesse unterstützen. „Good Practice“ soll nicht nur in Hinblick auf Beschaffungs- und Management-ökonomie erfolgen, sondern vor allem auch in Hinblick auf das Krankenhaus als „Healing Environment“. economy befragte Architekt Hans Wimmer, Gewinner des zweistufigen EU-weiten Wettbewerbs und Gewinner der Ausschreibungen für den Hauptbahnhof und Westbahnhof Wien, zum Thema.

Herr Wimmer, was macht denn ein Spital zum „Wohlfühlspital“?
Auf das primäre Anliegen des Auftraggebers der optimierten Funktionalität als Basis der Gesamtkonzeption ist zunächst zu verweisen. Der Konzeption des Krankenhaus des 21. Jahrhunderts, „Healthy Hospital“, liegen des Weiteren zugrunde: Hightech und Hightouch sind optimal zu vereinen.
„Wohlfühlspital“ bedeutet Wohlfühlen für all jene Personen, die dort arbeiten und die sich dort aufhalten. Der Landschafts-entwurf vereint die Vorstellung von Wohlfühlen, Heilen, Wachsen und Gesunden zu einer Gesamtkonzeption, er spricht alle Sinne an und verbindet Landschaftselemente mit der Baukörperstruktur. Selbstverständlich ist dem Thema „Wohlfühlen“ größte Aufmerksamkeit in allen Schritten der Umsetzung sowie in allen Phasen der Entwurfs- und Entwicklungsarbeit zu widmen.

Der Begriff „Wohlfühlspital“ ist nicht neu, was ist am Krankenhaus Wien Nord so besonders?

Sämtliche Vorteile des Typus „kompaktes Krankenhaus“ sowie jene des Typus „Pavillon-Krankenhaus“ werden im Entwurf des Krankenhauses Nord, der auf einem modularen System aufbaut, vereint.

Was ist die besondere Herausforderung beim Krankenhausprojekt, zum Beispiel im Vergleich zum Hauptbahnhof?

Meine Architektur interpretiert den Ort, übersetzt funktionale Abläufe in Räume und schafft ein Spannungsfeld zwischen Rationalität und Poesie. Und in diesem Gestaltungsprozess steht immer der Mensch im Mittelpunkt. Auf ein Krankenhaus bezogen bedeutet dies: Architektur selbst kann mit Sicherheit nicht heilen, aber mit Sicherheit kann sie optimale Voraussetzungen für den Heilungsprozess schaffen.

Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Nuklearmediziner um Zukunft besorgt

Nuklearmediziner um Zukunft besorgtEPA

Die Nuklearmediziner schlagen Alarm: Der Ausfall der veralteten Reaktoren hat europaweit einen Radioisotop-Mangel ausgelöst. Der Versorgungsengpass bedroht akut die Gesundheit Tausender Tumorpatienten.

Überall in Europa gibt es seit Monaten Engpässe bei der nuklearmedizinischen Versorgung. Grund ist der annähernd zeitgleiche Ausfall der Reaktoren, die Molybdän-99 erzeugen. Davon gibt es weltweit nur fünf Anlagen. Der für Europa wichtigste Reaktor im niederländischen Petten ist nach einem Leck im Kühlsystem nicht wieder in Betrieb genommen worden.
Auch die beiden anderen europäischen Reaktoren in Belgien und Frankreich, die Isotope für die nuklearmedizinischen Zentren produzieren, waren zeitweilig wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb. Außerhalb Europas gibt es noch Reaktoren in Kanada und Südafrika. Der Forschungsreaktor im deutschen Jülich, der ebenfalls Molybdän-99 erzeugen konnte, wurde bereits 2006 abgeschaltet.
Von den Nuklearmedizinern dringend für die Untersuchungen benötigt wird eigentlich Technetium-99m, das als Zerfallsprodukt des wiederum bei der Spaltung von Uran anfallenden Molybdän-99 entsteht. Die Gammastrahlung, die das in den Körper eingeschleuste Technetium-99m aussendet – diese Untersuchung wird als Szintigrafie bezeichnet –, kann gemessen werden und gibt dann Hinweise auf die Durchblutung von Organen oder auf Entzündungsherde oder Tumore. Die Bedeutung der nuklearmedizinischen Diagnostik insgesamt ist unbestritten sehr groß. Untersuchungen vor und während Brustkrebsoperationen, bei Chemotherapien, vor und nach Transplantationen, zur Vorbereitung bei Herzoperationen und bei der Diagnostik und Behandlung von Tumoren werden von den Nuklearmedizinern durchgeführt.
Für einen erheblichen Teil der Patienten bedeutet der Versorgungsengpass eine akute Gefahr für ihre Gesundheit. Besonders bei schnell wachsenden Tumoren kann eine fehlende Therapiemöglichkeit lebensbedrohend sein.
Im Februar und Mai sei wegen neuerlicher Wartungs-arbeiten an den Reaktoren wieder mit einer Verschärfung der Situation zu rechnen, warnte jetzt die deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin. Der aktuelle Notstand in der Nuklearmedizin – viele Szintigrafien fallen ganz aus oder werden verschoben – hat auch die Politik alarmiert. Die Gesundheitsminister der EU-Länder haben das Beratergremium für Krisensituationen einberufen.

Garching als Lösung
Eine Lösung wäre die Nutzung der Forschungsneutronenquelle in Garching. Betreiber ist die Technische Universität (TU) München, Eigentümer das Landes Bayern. Winfried Petry, wissenschaftlicher Direktor in Garching, sagte im Gespräch mit economy, die Forschungsneutronenquelle sei eine moderne Anlage, die bereits andere Isotope für medizinische Zwecke produziere. Der Reaktor müsse nur um eine Einheit zur Erzeugung von Molybdän-99 ergänzt werden. Dann könne Europa zu großen Teilen von Garching aus versorgt werden. Der Finanzierungsbedarf betrage fünf Mio. Euro. Eine Anpassung sei zügig möglich. Der Bau eines gänzlich neuen Kernreaktors würde 400 Mio. Euro kosten und mindestens zehn Jahre dauern. Eine Herstellung von Molybdän-99 durch Elektronenbeschleunigung, wie Thomas Ruth vom kanadischen Labor für Partikel- und Nuklearphysik in Vancouver in der Zeitschrift Nature vorschlägt, hält Petry weder wissenschaftlich noch ökonomisch für sinnvoll.
Handeln ist jedenfalls dringend angesagt, warnen die Nuklearmediziner. „Da die Reaktoren aus den 1950er und 1960er Jahren stammen, wird aus derzeitiger Sicht der letzte 2015 abgeschaltet werden müssen“, betont Markus Mitterhauser vom Wiener AKH.
In vielen Fällen sei auch ein Ausweichen auf eine moderne, weitere Untersuchungsmethode, die PET-CT (Positronen-Emissions-Tomografie in Kombination mit Computertomografie), ein durchaus möglicher Ausweg aus der Krise, meint Mitterhauser. Während die CT eine rein topografisch-anatomische Information vermittelt, gibt die PET über funktionelle Strukturen (zum Beispiel aktives Tumor-Gewebe) Auskunft. Vereinfacht ausgedrückt weiß die CT, „dass da etwas sein muss“, während die PET zeigt, „was da ist“.
In Kombination eingesetzt, kann in einer einzigen Untersuchung ermittelt werden, wo exakt ein Tumor sitzt oder sich eine Lymphknotenmetastase befindet. „Dadurch sehen wir sofort, ob der Patient durch eine Operation geheilt werden kann“, schwärmt Primar Alexan-der Becherer vom Landeskrankenhaus (LKH) Feldkirch.
Die noch junge PET-CT – das erste Gerät weltweit kam 2001 auf den Markt, in Österreich bot als Erstes das PET-CT-Zentrum Linz am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern im Jänner 2003 die Untersuchung an – findet immer mehr Anklang und wird von einer steigenden Zahl von medizinischen Fächern in Anspruch genommen, etwa in der Chirurgie (Indikationsstellung und Operationsplanung), der Dermatologie (Aufspüren von Melanomgeweben), der Pulmologie (Lungenkrebs), der Radiotherapie (Zielbestimmung und Erfolgskontrolle) sowie der generell der Onkologie, also Krebsforschung (Therapiekontrolle).

Kritik an Krankenkassen
„Nicht mitgemacht haben diesen Entwicklungsschub allerdings die Sozialversicherungsträger“, kritisiert Christian Pirich, Vostand der Universitätsklinik für Nuklearmedizin am LKH Salzburg. „Es ist ein Paradoxon, dass die Geräte von den Spitalserhaltern gekauft werden müssen und die Untersuchungen nicht bezahlt werden, es gibt keinerlei Refunding dafür“, poltert Pirich und fährt fort: Es werde nicht verstanden, „wie sehr die PET-CT sinnlose Operationen vermeidet, onkologische Therapien durch verfeinerte Therapiekontrolle und -abstimmung erfolgreicher macht oder die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von Tumoren ermöglicht.“ 
Pirich fordert daher ein „rasches und zukunftsorientiertes Umdenken zum Nutzen der Patienten“.
Die PET-CT ist ein entscheidender Fortschritt in der Onkologie, darüber sind sich die Mediziner einig. „Die PET-CT ist allerdings keine neue diagnostische Wundermethode, die alle anderen Untersuchungen überflüssig werden lässt“, betont Markus Raderer vom Wiener AKH und Spezialist für maligne Lymphome (bösartige Erkrankungen bei Lymphknoten, Rachenmandeln, Milz und Knochenmark). Es sei wichtig, dass nicht jeder Patient unkritisch die PET-CT durchläuft, „wenn andere Methoden gleich gut oder sogar besser sind“, stellt Raderer klar. Die PET-CT könne jedenfalls keinesfalls die konventionelle Überprüfung von Gewebeproben ersetzen, sagt der Wiener Mediziner.

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Economy Ausgabe 70-03-2009, 26.02.2009
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