Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

20. April 2025

Search form

Search form

„Österreichs Wirtschaft geht weiterhin am Stock“


„Österreichs Wirtschaft geht weiterhin am Stock“
© Pexels.com/pixabay

Aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftsleistung pendelt sich die Zahl der Firmenpleiten auf hohem Niveau ein. Daran dürfte sich im Jahresverlauf nichts ändern, so eine aktuelle Analyse des KSV 1870.

(red/czaak) Die anhaltend schwache Wirtschaftsleistung sorgt auch zu Jahresbeginn für ein hohes Insolvenzaufkommen in Österreich. Laut Wirtschaftsforschung ließ die heimische Leistungsstärke 2024 im Jahresvergleich um etwas mehr als ein Prozent nach, insbesondere im vierten Quartal des Vorjahres war der Rückgang deutlich. Damit befindet sich Österreich weiter in einer der längsten Schwächeperioden der vergangenen 30 Jahre. Zudem sind Ende 2024 zahlreiche staatliche Förderungen ausgelaufen, und dazu ist die Inflation zu Jahresbeginn gegenüber den vorangegangenen Monaten wieder leicht gestiegen.
Die Gründe dafür liegen unter anderem in den zuletzt nochmals gestiegenen Energiekosten.

Einzelne zarte positive Signale aus manchen Branchen sind zu wenig, damit sich die insgesamt trübe Stimmung verbessert. „Die aktuellen Zahlen bestätigen das Offensichtliche. Österreichs Wirtschaft geht weiterhin am Stock. Sie benötigt dringender denn je frischen Sauerstoff, um wieder in Schwung zu kommen“, erklärt Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Als Folge der anhaltenden Schwächephase mussten im ersten Quartal 2025 in Österreich 1.741 Unternehmen (+ 3 Prozent gegenüber 2024) Insolvenz anmelden – davon wurden 647 Fälle (+ 8 Prozent) mangels Kostendeckung nicht eröffnet.

Die alten Bekannten Handel und Bau und Gastro
Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung sind drei „alte Bekannte“ für etwa 45 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen in Österreich verantwortlich. Der Handel verzeichnet mit 312 Fällen die meisten Firmenpleiten. Dahinter folgen trotz eines jeweils recht deutlichen Rückgangs die Bauwirtschaft mit 279 und die Beherbergung/Gastronomie mit 191 Pleiten auf den Plätzen zwei und drei.

Bei der Bauwirtschaft dürfte die Talsohle langsam durchschritten sein, wenngleich der Wohnbau weiterhin unter Druck ist. Ergänzend sei an dieser Stelle das Grundstücks- und Wohnungswesen (110 Insolvenzen) erwähnt – in dieser Branche steht mit einem Plus von 62 Prozent der größte Anstieg zu Buche. Gleichzeitig fallen in diesem Segment die vorläufigen Passiva mit 1,3 Mrd. Euro immens hoch aus. Geschuldet ist dieses Ergebnis fünf weiteren Insolvenzfällen aus dem Signa-Konzern.

Wirtschaft muss deutlich und rasch gestärkt werden
Insbesondere im vergangenen Jahr gab es eine Vielzahl an Großinsolvenzen, wodurch die Passiva massiv in die Höhe getrieben wurden. In Wien sind die Passiva gar um 450 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro angewachsen. Die „Hauptschuld“ an dieser explosionsartigen Entwicklung tragen die bereits erwähnten „Signa-Insolvenzen“. Aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftsleistung ist in Österreich ein Rückgang der Unternehmensinsolvenzen aus heutiger Sicht kein Thema.

Der KSV1870 erwartet hierzulande am Ende des Jahres zwischen 6.500 und 7.000 Unternehmensinsolvenzen. „Aktuell sind keine realistischen Anzeichen erkennbar, dass sich am bestehenden Insolvenzschub in absehbarer Zeit signifikante Änderungen ergeben“, so Götze. „Damit die Insolvenzzahlen sinken, muss die Wirtschaft deutlich und rasch gestärkt werden.“

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 13.03.2025