Ungleichheit zwischen Frauen und Männern am Arbeitsmarkt
Eine Elternschaft verstärkt am Arbeitsmarkt die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern in Deutschland. Eine umfassende Studie von ifo Institut und EconPol Europe hat die Situation in Europa und Nordamerika untersucht.
(red/cc) Die Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt zwischen Frauen und Männern ist in Deutschland am höchsten, wenn Kinder im Spiel sind. Das zeigen aktuelle Erhebungen einer internationalen Forschungsgruppe, welche die Entwicklung der Ungleichheit in 17 Ländern in Europa und Nordamerika über die vergangenen 50 Jahre untersucht hat. Unter den 30-Jährigen verdienen Mütter im Durchschnitt 70 bis 80 Prozent weniger als Väter. Bei kinderlosen Personen im selben Alter ist der Unterschied weitaus geringer und auf weniger als 5 Prozent gesunken.
Fehlanreize im deutschen Steuer- und Transfersystem
Ein umgekehrter Trend zeigt sich dabei für Männer in Deutschland. „Väter auf dem Arbeitsmarkt werden durch eine Elternschaft nicht negativ beeinflusst. Vielmehr sind sie etwas häufiger erwerbstätig und verdienen etwas mehr als kinderlose Männer“, sagt Max Lay vom ifo-Institut. Als Grund hierfür sehen die Forscher:innen unter anderem Fehlanreize im deutschen Steuer- und Transfersystem. „Vor allem das Ehegattensplitting unterstützt ein Familienmodell, bei dem Frauen nach der Geburt des Kindes, wenn überhaupt, eher in Teilzeit wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren“, erläutert Elena Herold, Forscherin beim Münchner ifo-Institut.
Im internationalen Vergleich ist in Deutschland die Einkommenslücke zwischen Müttern und Vätern am höchsten. Der Verdienstunterschied geht Hand in Hand mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Teilzeitbeschäftigung von Müttern. Vor allem für Mütter um 30 Jahre ist die Wahrscheinlichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, viermal höher als für Frauen ohne Kinder. Der starke Einfluss einer Elternschaft auf das Einkommen von Frauen bleibt bestehen, trotz der in den vergangenen Jahren sinkenden Ungleichheit bei der Beschäftigungsquote. Während die Erwerbsquote bei Männern zwischen 25 und 60 in den vergangenen 40 Jahren bei etwa 90 Prozent lag, stieg diese bei Frauen von unter 60 Prozent auf über 80 Prozent.