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28. März 2024

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Die Entwicklung der Start-Ups in Europa

Die Entwicklung der Start-Ups in Europa© pexels/pixabay

Finanzierungen für Start-Ups in Europa brechen 2022 nach Rekordstart ein. In Summe über 8.400 Finanzierungsrunden mit rund 75 Mrd. Euro. Großbritannien weiter auf Platz eins vor Deutschland und Frankreich, so die neue Analyse von EY.

(red/cc) Die Rekordjagd bei Europas Start-Ups hat sich im zweiten Halbjahr 2022 deutlich abgebremst. Nachdem in der ersten Jahreshälfte mit über 46 Milliarden Euro mehr Risikokapitalinvestitionen als je zuvor in Jungunternehmen geflossen sind, gab es in der zweiten Jahreshälfte einen deutlichen Rückgang um 39 Prozent auf etwas mehr als 28 Milliarden Euro. Das ist der niedrigste Wert seit 2020. Insgesamt ist das Gesamtvolumen damit um 15 Prozent von 88 auf 75 Milliarden Euro zurückgegangen.

Österreich fällt im europaweiten Vergleich von Rang 11 auf Rang 16
In Österreich folgte die Entwicklung 2022 dem europäischen Trend. Der Gesamtwert der Investitionen sank im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2021 um knapp 18 Prozent – allerdings fiel das Minus im zweiten Halbjahr mit 83 Prozent deutlich höher aus. Mit rund einer Milliarde Euro Investitionsvolumen fällt Österreich im europaweiten Vergleich von Rang 11 auf Rang 16 zurück (2021 mit 1,23 Mrd. Euro). Im Gegensatz zu den Volumina gab es bei den Finanzierungsrunden keine Rückgänge: Mit 8.409 gab es fast genau gleich viele wie 2021 mit 8.397 Runden. In Österreich passierte ein Anstieg um fast 14 Prozent von 130 auf 148 Runden.

Das durchschnittlich pro Finanzierungsrunde lukrierte Kapital für ein europäisches Start-Up ging damit, nach einem erheblichen Sprung im Vorjahr, wieder um rund ein Drittel auf 9,0 Millionen Euro zurück. Das höchste Investitionsvolumen pro Finanzierungsrunde erzielten Start-Ups aus Frankreich mit rund 15,5 Millionen Euro, gefolgt von Schweden (15) und Belgien (11 Millionen Euro). Österreich verzeichnet einen Rückgang von 8,3 Millionen auf rund 7,0 Millionen Euro. Das sind die Ergebnisse des Start-Up-Barometer Europa der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Als Start-Ups werden dabei Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind.

Schwedischer Batterie-Hersteller Northvolt sowie Logistik-Unternehmen Getir und Bolt plus GoStudent und TTTech Auto
Die drei größten Start-Up-Finanzierungen des Jahres gingen allesamt an Unternehmen außerhalb der dominanten europäischen Märkte UK, Frankreich und Deutschland. Der schwedische Batterie-Hersteller Northvolt erhielt 2022 mit rund einer Milliarde Euro die größte Finanzspritze. Auf Platz zwei folgt das türkische Liefer-Scale-up Getir mit 720 Millionen Euro, Rang drei geht an das Mobilitäts- und Liefer-Unternehmen Bolt aus Estland mit 628 Millionen Euro. Die größte Transaktion in Österreich war eine Finanzspritze von 300 Millionen Euro für das EduTech-Unternehmen GoStudent, gefolgt von TTTech Auto mit rund 250 Millionen Euro.

Österreich hat sich abermals fast genau im europäischen Durchschnitt entwickelt. Der Gesamtwert der Investitionen sank um 18 Prozent von 1,23 auf rund eine Milliarde Euro. Bei der Anzahl der Finanzierungsrunden gab es einen Anstieg um knapp 14 Prozent von 130 auf 148 Runden. Damit gehört Österreich zu jenen neun der Top 15-Standorte, die 2022 mehr Finanzierungsrunden als im Vorjahr verzeichneten. An sechs Standorten, darunter Deutschland als einziger der Top-3-Standorte, gab es hingegen einen Rückgang der Finanzierungsrunden.

London bleibt trotz Rückgang Europas Start-Up-Hauptstadt
„Nachdem es im ersten Halbjahr noch einen neuen Finanzierungsrekord gab, ist der Markt im zweiten Halbjahr deutlich ruhiger geworden. Gerade bei der Wachstumsfinanzierung, die in Österreich fast ausschließlich durch internationale Investorengruppen getätigt wird, wird sich die bereits in der zweiten Jahreshälfte zu beobachtende starke Zurückhaltung von Risikokapitalgebern auch in den nächsten Monaten weiter niederschlagen“, sagt Florian Haas, Head of Start-Up bei EY Österreich.

Wie in den Vorjahren vereinigte die Londoner Start-Up-Szene 2022 trotz eines deutlichen Rückgangs das mit Abstand höchste Finanzierungsvolumen auf sich: Mit rund 16,8 Milliarden Euro wurde dort mehr Risikokapital investiert als ganz Frankreich oder in ganz Deutschland zusammen. Allerdings verzeichnete London gegenüber 2021 mit einem Minus von 17 Prozent einen deutlichen Rückgang an Investitionszuflüssen. In Berlin gab es ein Minus von 53 Prozent. Start-Ups mit Sitz in Wien brachten es auf ein Gesamtfinanzierungsvolumen von 814 Millionen Euro, bedeutet Rang 14 im europäischen Städteranking, ein Platz schlechter als 2021.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 17.04.2023