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29. März 2024

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Millionenschwere Unterstützung und Digitalisierungsinitiative für die Landwirtschaft

Millionenschwere Unterstützung und Digitalisierungsinitiative für die Landwirtschaft© Pexels.com/rodolfo clinx

Niederösterreich festigt regionale Versorgungssicherheit durch landwirtschaftliche Betriebe. Fokus auf Direktvermarkter und soziale Betriebshilfe. Zudem neue Schwerpunktaktion Digitalisierung in der Nutztierhaltung.

(red/mich/cc) Das Land Niederösterreich startet ein neues Unterstützungspaket für die bäuerlichen Betriebe in der Höhe von insgesamt 2,5 Millionen Euro. Gefördert werden damit vor allem Direktvermarkter, die soziale Betriebshilfe und die Digitalisierung. „Wir haben europaweit nicht die größten landwirtschaftlichen Betriebe, aber die besten. Sie stehen für Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit, Ökologisierung und Zuverlässigkeit“, betonen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) bei der Präsentation.

Regionale Produktion und Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln
Die Landwirtschaft und insbesondere die Bauern stehen für die Produktion und die regionale Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln. Gerade die Krisen der vergangenen Jahre zeigen die große Wertigkeit einer regionalen Versorgungssicherheit. „Niederösterreich ist das Agrarland Nummer eins. Jeder vierte landwirtschaftliche Betrieb und jeder zweite Acker Österreichs liegt bei uns in Niederösterreich. Acht von zehn Erdäpfeln kommen von unseren Äckern, jeder fünfte Liter Milch stammt von einem blau-gelben Bauernhof“, unterstreicht NÖ-Landeschefin Mikl-Leitner (ÖVP).

Vom neuen Unterstützungspaket in Höhe von 2,5 Millionen Euro sind 1,5 Millionen für die landwirtschaftlichen Direktvermarkter bereitgestellt. In Niederösterreich gibt es mittlerweile knapp 10.000 dieser Direktvermarkter, Tendenz kontinuierlich steigend. Der Fokus bei den Förderungen geht in Richtung Investitionen im Bereich technische Aufrüstung in Ab Hof-Läden und bei der Anschaffung von Bezahl-, Überwachungs- und Kontrollsystemen. Ein zentraler Aspekt betrifft dann noch das Thema soziale Betriebshilfe.

Hilfe bei Schicksalsschlägen und Kommunikation entlegener Landwirtschaftsbetriebe
„Dies ist vor allem bei Schicksalsschlägen, aber auch bei erfreulichen Anlässen wie Geburten von großer Bedeutung. Wir haben schon bisher zahlreiche DorfhelferInnen im Landesdienst, dazu kommen Zivildiener sowie die Angebote von Maschinenring oder Sozialversicherung“, präzisiert Johanna Mikl-Leitner. Das Land Niederösterreich setzt sich zudem auf Bundesebene für eine Ausweitung und Erhöhung der finanziellen Beiträge zur sozialen Betriebshilfe ein. „Die Verhandlungen laufen bereits, als Land treten wir mit einer halben Million Euro in Vorlage“, so die Landeshauptfrau.

Dritter Schwerpunkt der neuen Niederösterreichischen Initiative ist die Digitalisierung. Das betrifft etwa Unterstützungen zur Förderung des Mobilfunks für den Empfang von Handy und Internet bei entlegenen Landwirtschaftsbetrieben und Bauernhöfen. Hier geht es um 500 Euro bzw. 50 Prozent der Anschaffungskosten. Für Klein-Investitionen im Bereich der Digitalisierung wird es eine Unterstützung von maximal 25 Prozent bis zu einer Investition von 15.000 Euro geben, ebenso bei der Anschaffung von Sicherheits- und Kontrollsystemen.

Langfristige Sicherung der Nutztiergesundheit und Arbeitserleichterung
Im Kontext mit den neuen Unterstützungen für Direktvermarkter unterstützt das Land Niederösterreich ab sofort auch noch bei den Tierarzt-Beschaukosten. Berechnungen zufolge ergibt sich hier eine Entlastung von bis zu 3.000 Euro pro Jahr. Gleichzeitig will das Land auch Anreize schaffen für Nutztierärzte in den ländlichen Regionen und so wird es auch eine Anhebung der tierärztlichen Beschautarife geben. „Diese Pakete helfen vor allem den kleinen Betrieben. Die sichern Arbeitsplätze am Land und die regionale Versorgung mit hochwertigen Produkten“, unterstreicht LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Ein weiteres Projekt betrifft den generell zunehmenden Mangel an Tierärzten im Nutztierbereich mit der entsprechenden Gefahr einer Unterversorgung der landwirtschaftlichen Betriebe. Das Land Niederösterreich möchte hier nun einen Beitrag zur nachhaltigen Sicherstellung der Nutztiergesundheit leisten und startet gemeinsam mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien das Projekt „HOLSTEIN“ (Anm. „Holistischer Ansatz zur nachhaltigen Sicherstellung der Nutztiergesundheit in Niederösterreich“). Zur Verbesserung der Tiergesundheit werden digitale Technologien wie vernetzte Sensoren und permanentes Monitoring eingesetzt und dadurch sollen Krankheiten von Nutztieren früher erkannt sowie Akutfälle reduziert werden.

Aufwertung des Tierärzteberufs und die Wirkung angewandter Innovation
Ein weiterer Ansatz ist die Attraktivierung des Tierärzteberufs in der Nutztiergesundheit und die Kommunikation zwischen den Ärzten und den Landwirten. Das Projekt wird vor allem an der VetFarm der Veterinärmedizinischen Universität Wien im niederösterreichischen Kremesberg umgesetzt. „Mit Holstein wollen wir das Potenzial der Digitalisierung auch in der Landwirtschaft nutzen. Ein Fokus betrifft die Arbeitserleichterung bei Notfällen in der Nutztiermedizin“, erklärt Petra Winter, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Holstein hat das Potenzial, die tiermedizinische Versorgung an Wochenenden und in der Nacht deutlich zu verbessern und damit auch den tierärztlichen Beruf familienfreundlicher und attraktiver zu machen“, ergänzen Peter M. Roth und Bernd Wachmann von der VetMed.

„Das Projekt Holstein zeigt, wie wichtig Wissenschaft, Forschung und Technologie für unsere Gesellschaft sind, auch in Bereichen, wo man es vielleicht nicht auf den ersten Blick erwarten würde. Durch den Einsatz digitaler Technologien wird die Arbeit von TierärztInnen aber auch von LandwirtInnen massiv erleichtert“, resümiert Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Das Land Niederösterreich stellt für dieses Projekt über 400.000 Euro für die Dauer von drei Jahren zur Verfügung.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 20.01.2023