Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

29. März 2024

Search form

Search form

Hier kommt Kurt

Hier kommt Kurt© TU Wien/ HTL Mödling

TU-Wien und HTL-Schüler entwickeln innovativen Rollstuhlantrieb für mehr Lebensqualität behinderter Menschen. Technischer Fokus bei K.U.R.T der HTL Mödling liegt auf neuem ergonomischen und gelenksschonenden Handkurbelantrieb.

(red/mich) K.U.R.T. ist hilfsbereit. Der innovative Rollstuhl unterstützt seine Benützer, sich im Alltag problemloser fortzubewegen und steigert ihre Mobilität. Damit nicht nur Schulter- und Handgelenke geschont werden, sondern K.U.R.T. auch alltagstauglich ist, entwarfen Forscher der TU-Wien gemeinsam mit SchülerInnen von HTLs neue Konzepte. Basis für die tatsächlich benötigten Anforderungen, war eine Befragung von Rollstuhlfahrern zu Nutzungsverhalten und Verbesserungswünschen.

Kurbelantrieb als Prototyp
Rund ein Prozent der Bevölkerung ist auf einen Rollstuhl angewiesen. 90 Prozent der BenützerInnen treiben ihren Rollstuhl manuell an und das führt zu Verschleißerscheinungen in Schulter- und Handgelenken. „Erhöhte Belastungen der Muskel-Skelettstrukturen sowie extreme Gelenksauslenkungen resultieren häufig in Verletzungen und Schmerzen, vor allem an den Schulter- und Handgelenken“, erläutert Margit Gföhler, Leiterin des Projekts sowie des Forschungsbereichs Biomechanik und Rehabilitationstechnik an der TU Wien

„Abhilfe kann ein handkurbelbasierter Antrieb schaffen, der gleichmäßigere Bewegungsabläufe ermöglicht und dabei auch den Wirkungsgrad erhöht – beim bisher üblichen Antrieb via Greifring liegt dieser gerade einmal bei 10 Prozent. Ein weiteres Problem ist die stoßartige Belastung“, so das Forschungsteam. HTL-SchülerInnen aus ganz Österreich erforschten sodann, wie genau ein Standard-Rollstuhl von einem handkurbelbasierten, alltagstauglichen Antrieb profitieren kann. Basierend auf einem Prototyp des Kurbelantriebs, entwickelten die Teams einen gelenkschonenden Rollstuhlantrieb, der später von einer Fachjury bewertet wurde. 

Der Name als Programm
Auf Basis des besten Konzepts wurde schließlich, gemeinsam mit Forschern der TU Wien, ein Prototyp gebaut und umfangreich getestet. „Alle Teams haben unterschiedliche interessante Lösungen entwickelt – und dies insbesondere in Anbetracht der kurzen Zeit von nur 60 Tagen“, betont Hannes Wiesinger, Mitglied der Jury und Obmann Stellvertreter des Verbandes der Querschnittsgelähmten Österreichs.

Projektsieger wurde schließlich „Keep it Controlled“ der HTL Mödling. „Das Modell des Gewinnerteams entspricht am ehesten den praktischen Ansprüchen an einen Rollstuhl, weshalb es sich gegenüber den Konkurrenzmodellen durchgesetzt hat,“ unterstreicht Wiesinger. Die Mödlinger SchülerInnen erreichten Kontrolle und Flexibilität bei möglichst einfacher Handhabung, indem sie den Handkurbelantrieb schwenkbar machen und damit ein problemloses Ein- und Aussteigen ermöglichen.

Reduzierte Verletzungsgefahr
Außerdem kann der Antriebsmechanismus mit minimalem Aufwand auf einen individuellen Rollstuhl montiert und auch wieder demontiert werden. Der Greifring bleibt erhalten, um beispielsweise Bordsteinkanten zu überwinden. „Durch den Handkurbelantrieb steigt nicht nur der Wirkungsgrad (Anm. hier um etwa 50 Prozent), auch wird die Belastung auf mehr Muskelgruppen verteilt“, erklärt Margit Gföhler.

Und: „Die Gelenke bewegen sich in ergonomischen Winkelbereichen ohne extreme Auslenkungen. Dadurch wird die Belastung an Schulter- und Handgelenken verringert, wodurch wiederum die Verletzungsgefahr sinkt“, ergänzt Gföhler. Das Projekt wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördert und zusätzlich von Ottobock Healthcare Products GmbH unterstützt.

Links

red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 21.10.2021