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28. März 2024

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Fettsteuer gegen Fettleibigkeit

Fettsteuer gegen Fettleibigkeit© Pexels.com/Artem Podrez

Dänemark führte seinerzeit eine eigene Fettersteuer ein. Internationales Forschungsteam unter Mitwirkung der Donau-Universität Krems untersuchte nun reale Auswirkungen auf Übergewicht.

(red/mich) Als einziges Land der Welt führte Dänemark von 2011 bis 2012 eine Fettsteuer ein. Ob sich diese Steuer nun positiv auf die Ernährungsweise der Menschen auswirkte, untersuchte ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der niederösterreichischen Donau Uni Krems. Wissenschaftliche Basis war eine sogenannte Cochraine-Übersichtsarbeit.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung zwar weniger Schlagobers oder Faschiertes einkaufte, ein genereller Effekt auf die Ernährungsweise konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Aus Sicht der Wissenschaftler sind für exakte Erhebungen weitere Studien nötig.

Negative Auswirkungen auf die Gesundheit
Übergewicht und Fettleibigkeit nehmen weltweit zu und gelten als große gesellschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts. In Österreich ist ein Drittel der Bevölkerung übergewichtig oder adipös, ältere Menschen sind mehr betroffen als jüngere und generell steigt der Anteil der adipösen Menschen. Ein zu hoher Konsum von Fett und vor allem gesättigten Fettsäuren wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus.

Ein internationales Forschungsteam rund um Stefan K. Lhachimi, (Univ.-Prof. Dr. Universität Bremen/D) in Kooperation mit Wissenschaftlern des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation (Leitung Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner), der AOK Baden-Württemberg und weiteren internationalen Forschungseinrichtungen ermittelte die Studienlage zu den Auswirkungen der Besteuerung des Fettgehalts von Lebensmitteln. Die Ergebnisse wurden aktuell in der Cochrane Database of Systematic Reviews veröffentlicht.

Attraktivität ungesunder Nahrungsmittel senken
Die Studien untersuchten rund 2000 Haushalte in Dänemark und die Verkaufsdaten einer großen dänischen Supermarktkette mit 1293 Geschäftsstellen. Eine Studie berichtete, dass der Gesamtfettverbrauch um rund 42 Gramm pro Woche und Person reduziert wurde. In Supermarktfilialen ging der Umsatz von Faschiertem um vier Prozent und der Umsatz von Schlagobers um fast sechs Prozent zurück. Allerdings wurden in den Studien nur Verbrauchszahlen und nicht die tatsächliche individuelle Aufnahme von Fett gemessen. Die Bevölkerung könnte so weniger Fett, mehr oder genauso viel Fett in Form anderer Lebensmittel oder in Restaurants gegessen haben.

„Eine Steuer auf besonders fetthaltige Lebensmittel könnte sich positiv auf die Ernährungsweise der Menschen auswirken. Um konkrete Schlussfolgerungen zu ziehen, sind weitere solide Studien sind notwendig“, so Ursula Griebler, Studienautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Evaluation der Donau Uni. „Eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten ist dringend notwendig. Übergewicht ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall oder Diabetes. Daher sollten wir ungesunde Lebensmittel so unattraktiv wie möglich machen“, betont Griebler.

Die aktuelle Studie wurde vom britischen Medical Research Council, Scottish Government Chief Scientist Office und dem Cochrane Review Support Programme 2019 finanziert.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 29.09.2020