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19. März 2024

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Betonierte Innovation schützt Leben

Betonierte Innovation schützt Leben© Bilderbox.com

Im Straßenverkehr sollen möglichst bruchfreie Betonwände vor fahrbahnüberschreitenden Frontalunfällen schützen. Eine Bauexpertin der TU-Wien entwickelte nun eine nahezu unzerstörbare Betonmischung, die auch großen Belastungen von LKW oder Bussen Stand hält.

In der Mitte von Autobahnen oder Gegenverkehrsbereichen werden oftmals Betonschutzwände errichtet, um ein Durchbrechen von Fahrzeugen auf die Gegenfahrbahn zu verhindern. Mit modernen Betonbauten funktioniert das mehrheitlich gut, bei massiven Aufprallvorgängen können aber manchmal immer noch Brüche und gefährliche Absplitterungen passieren und dann geraten große Teile auf die Fahrbahn. Die TU-Wien hat nun aktuell eine besonders zähe Betonmischung entwickelt, die dieses Absplittern verhindert. Bei praxisorientierten und entsprechend spektakulären Experimenten mit Sattelschleppern und Bussen wurde nun auch die Wirksamkeit dieser neuartigen Betonschutzwände demonstriert.

Industrielle Partnerschaft für praxiskonforme Entwicklung
„Ziel war, eine neue Betonsorte zu entwickeln, die hohen dynamischen Belastungen standhält, und nicht spröd und brüchig, sondern zäh und nachgiebig ist“, erklärt Ildiko Merta, Bauingenieurin am Institut für Hochbau und Technologie der TU Wien. Die Bauexpertin beschäftigt sich seit Jahren mit Entwicklung und experimenteller Überprüfung spezieller Betonsorten.
In Zusammenarbeit mit dem industriellen Kooperationspartner Deltabloc, einem Entwickler von Fahrzeug-Rückhaltesystemen, wurde ein innovativer Pendelversuch entwickelt, um die dynamische Belastung bei einem Fahrzeug-Anprall im Labor realitätsnah untersuchen zu können. In angewandten Versuchsreihen ließ man dann etwa auf genau definierte Weise eine 150 kg schwere Last auf die Betonprüfkörper fallen und analysierte ihr Bruchverhalten.

38-Tonnen-Sattelschlepper und 13-Tonnen-Bus
In weiterer Folge wurden dann aus den drei vielversprechendsten Betonmischungen echte Betonleitwände hergestellt und in Allhaming in Oberösterreich getestet. „Dabei konnte eindrucksvoll gezeigt werden, dass selbst ein 38-Tonnen-Sattelschlepper mit 60 km/h oder ein 13-Tonnen-Bus mit einer Anfahrtsgeschwindigkeit von 70 km/h dem Fahrzeug-Rückhaltesystem aus Beton nichts anhaben kann.“, so die TU-Wien in einer Aussendung.
Deltabloc hat nun das innovative Rückhaltesystem mit der neuen Beton-Formel bereits in Spanien und Deutschland verbaut und weitere Projekte befinden sich in Umsetzung. Deltabloc ist damit Angaben zufolge das erste und einzige Unternehmen weltweit, das Betonleitwände auf diesem Sicherheitsniveau bieten kann.

Forschungsförderungs-Programm COMET K1 von Bund und Ländern
„Dieses Meisterwerk ist uns in nur 18 Monaten Entwicklungszeit gelungen und diese bahnbrechende Technologie wird weltweit Leben retten“, freut sich Thomas Edl, promovierter Absolvent Bauingenieurwesen an der TU Wien und nun Geschäftsführer von Deltabloc International.
Die Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des Forschungsförderungs-Programms COMET K1 „Kompetenzzentrum für elektrochemische Oberflächentechnologie“ durchgeführt, das durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und durch die Länder Oberösterreich und Niederösterreich gefördert wird.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 14.12.2018